Bath.
July 26ten 1877.
Meine verehrte Frau D. Schumann.
So eben erhalte ich Ihre gütige Anzeige von der Verlobung Ihre Frl.
Tochter Elise. Ich freue mich auf ’s herzlichste, da ich doch überzeugt bin daß Ihre Tochter gewiss |2| nur mit der vollsten Einstimmung ihrer Frau Mutter das Ja-Wort gegeben. Es kann dann ja mir für Sie, meine hochverehrte Kunstschwester! eine Beruhigung seyn Ihre liebe Tochter für die Zukunft im Schutze eines Geliebten Mannes zu wissen. Gott gebe sein Seegen |3| über das junge Paar. dies erflehe ich aus vollem Herzen! Wird aber Ihre (Frau) Tochter in New York leben? dann wird es für Sie allerdings eine harte Trennung! – Ich habe es dann besser denn – da Sie so gütig waren uns die Anzeige der Verlobung Ihrer Tochter zuzusenden – so benutze ich diese Gelegenheit um Ihnen, und Ihre |4| beiden Fraulein Töchter mitzutheilen daß unsere Jenny etwa seit 6. Wochen verlobt sey.(In England macht man davon keine Anzeige) Wir sind sehr glücklich
über ihre Wahl – denn ihr Bräutigam ist ein reizender Mensch. Flecklosen Character – von sehr gute Familje – nicht reich – aber wird genug haben mit der Zeit. Sie werden auf dem Lande wohnen da er Landtman wird und sich dem Ackerbau |5| gewidmet – was mich sehr entzückt. da ich das Land unendlich der städte vorziehe; da können sie ruhig und glücklich leben, weg von Luxus – Vergnugungen und Eitelkeit! Eigen genug – Er ass den abend mit uns als Sie so gütig waren bei uns zu essen. Sein Namen ist Raymond Maude. 25. Jahre alt
– |6| klein von Gestalt – aber sieht wie ein Sonnenstrahl aus! villeicht errinnert sich seiner Fräulein Schumann! Ich bin hier wegen Rheumatism – gehe aber fort in 4. Tagen. und gedenke bis zum Herbst auf dem Lande mit dem meinigen zuzubringen.
Es grüsst und umarmt Sie theurste, auf ’s innigste
Ihre von Herzen Ergebene
Jenny Lind-Goldschmidt
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