Franzensbad d. 19 Juli 90 bei Dr Loimann
Liebes Fräulein,
ich wollte Ihnen nun doch noch ’mal mittheilen daß wir am 3ten August in Obersalzberg Abends einzutreffen hoffen. Leider wird es einen Tag später, als ich bestellt hatte, weil ich hier um einen Tag später mit den Bädern erst beginnen konnte. Es ging mir gar nicht gut im Anfang, ich lag noch fast 8 Tage immer a. d. Sofa, wegen arger Schmerzen im Bein, die Moorbäder thuen mir aber gut, u. es ist viel besser jetzt.
Wie mag es Ihnen, liebes Fräulein und der lieben Freundin gehen? Sie hatten recht schlechtes Wetter, wie wir, aber Sie beklagte ich doch noch mehr als uns. Lassen Sie mich doch wissen, wie es Ihnen geht? wie Ihnen Ihr Aufenthalt behagt?
Wir reisen am 1 Aug. nach München, dort muß ich einen Tag ausruhen, „Hôtel Marienbad“ am 3ten hoffen wir Nachmittags in Berchtesgaden einzutreffen; dort denk ich meine Schwester Bargiel mit Freundin, die ich seit 3 Jahren nicht gesehen, und die in Berchtesgaden wohnt (d. h. in der Umgegend) zu treffen, ein paar Stunden mit ihr zuzubringen, und so ohngefähr um 6 Uhr hinaufzufahren, wo denn Sie Beide zu sehen sich herzlichst freut Ihre
alt ergeb
Clara Schumann.
Marie grüßt sehr!
D. 20 Durch Zufall blieb mein Brief liegen, u. nun öffnete ich ihn noch ’mal um Ihnen zu sagen, daß ich Ihren lieben Brief eben diesen Morgen erhielt. Wie verlockt er wieder in’s Gebirge, aber, wir bleiben doch dem Obersalzberg treu! Wenn Sie nur nicht ein großes Opfer bringen, den herrlichen Ort zu verlassen!? – Wie wenig kann ich Ihnen bieten!!!
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