Sehr geehrter Herr Musikdirector!
Auf meine frühere, obgleich nur flüchtige Bekanntschaft mit Ihnen fußend, bin ich so frei Ihnen nachstehende Bitte vorzutragen. – Ich habe nämlich, um einem längst schmerzlich empfundenen Bedürfniß abzuhelfen, hier ein tüchtiges Orchester von einigen 40 Mann, worunter die besten Künstler unsrer Stadt außerhalb der Königl. Kapelle, zusammengestellt und beabsichtige mit demselben Concerte nach Art der Gewandhausconcerte zu geben. Zu gleicher Zeit soll das Orchester Gesanginstituten und Concertgebern, in den wöchentlichen Übungsstunden auch Komponisten, Virtuosen & Sängern, natürlich gegen eine Renumeration, zu Gebote stehn. Man interessirt sich hier für das Unternehmen und es wäre mein Wunsch auch Ihr Interesse dafür zu wecken. Ich beabsichtige nämlich eine Symphonie Ihrer Composition (B dur) in einem Abonnementsconcerte zu geben und ersuche Sie daher, mir, wenn es irgend möglich ist, die Stimmen nebst Partitur leihweise zukommen zu lassen, in dem das Institut nicht Fonds genug besitzt um kostbare Werke anzuschaffen. Gewiß nehmen Sie meine freimüthige Bitte nicht übel u lassen mich durch einige Zeilen wissen, ob ich auf Ihre Gefälligkeit rechnen kann oder nicht. Unsre Übungen beginnen Anfang September, u es wäre mir daher sehr angenehm, wenn ich frühzeitig Ihr Werk zum genauen Studiren in Händen hätte. –
Das viele Rühmliche, was ich über Ihre Oper erfahren, läßt mich sehr bedauern dieses Werk nicht gehört zu haben. Jedenfalls gebe ich die Hoffnung dazu nicht auf. – Mit der Bitte, mich Ihrer Frau Gemahlin angelegenlichst zu empfehlen, habe ich die Ehre zu sein
Mit vollkommenster Hochachtung
Ihr ergebenster
Richard Wüerst.
Berlin d 16.8.50.
Alte Jacobstr. 12.
P. S. Sie sind doch so freundlich mir bald mit wenigen Zeilen zu antworten?! –
Sr. Wohlgeboren
Herrn Dr. Robert Schumann
Musikdirector
in
Düsseldorf
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