Frankfurt a/M. d. 27 März 95
32 Myliusstr.
Liebste Frau Fiedler
Dank für Ihre liebe gestrige Zuschrift wieder. Wir hatten nun d. 1 April zur Reise festgesetzt (unpractischer konnte man doch auch nicht sein.) nun aber wollen wir, |2| weil sich am 2ten doch erst noch Alles verlaufen riesiges Unternehmen mir diese Vergnügungsreise erscheint! Marie stützt mich aber tapfer dabei, beseitigt alle Bedenken sofort.
Da Sie nun so gütig sich nach meinen Bedürfnissen erkundigen, so will ich Ihnen ganz offen sagen, daß ich am liebsten allein |3| schlafe, vorausgesetzt, daß Marie neben mir schläft und zwar so, daß ihre Thüre Nachts offen bleiben kann. Ginge dies aber nicht, falls die Zimmer nicht ineinandergehend wären, so schlafe ich dann lieber mit Marie in einem Zimmer, nur nicht die Betten nebeneinanderstehend, weil ich sehr unruhig schlafe, und sie dann zu sehr störe. Vielleicht haben Sie eine spanische Wand, |4| die Sie zwischen unsere Betten stellen können? Dann noch die Bitte, daß es nicht zu kühl im Zimmer sey, ich sitze doch meist still, u. <s> brauche dann 15°/c Wärme, im Schlafzimmer etwa 14°/c. Das wäre Alles! Dann aber bitte ich noch, machen Sie nicht viel Umstände wirthschaftlich mit uns, wir trinken früh Thee mit Wurstbrod u. Butter (keinen Kuchen) und essen Mittags einfach; Abends |5| bin ich besonders vorsichtig, ist mir aber nichts verboten, also, am liebsten, Sie leben ganz, wie Sie es gewohnt sind.
In meinem Alter freut man sich selten mehr auf etwas, diesmal aber freue ich mich wirklich herzlich und hoffe, es kommt nichts dazwischen. Sie bekommen noch eine Karte von mir.
Notabene: herrlich wäre es, könnten |6| wir Fidelio mit Ternina u. Vogel hören! bitte, sagen Sie das Levi. Figaro im Residenz-Theater ist auch nicht übel!
Nun denn, auf Wiedersehen und mit wärmstem Dank
Ihre
herzlich ergeb
Clara Schumann.
Sie erwähnen nie Hildebrandt? Am Ende ist er gar nicht da?
Marie grüßt herzlichst.
Dem lieben Gemahl wärmste Grüße!
[Umschlag]
Frau Dr
Mary Fiedler.
München.
10 Arcisstraße.
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