13. Airlie Gardens, Kensington,
d. 15ten März
Liebe, verehrte Frau Schumann!
Darf ich Ihnen zu Gunsten eines jungen Mädchens aus Australien, Miss Elsie Hall, einem Schützling von Frau Marie Benecke, Rudorff, (dessen Schülerin sie auf meine Veranlassung wurde) und von mir ein Wort der Empfehlung schicken? Ich weiß wie viel Sie immer zu thun und zu denken haben, und würde deßhalb das junge Mädchen nicht in ihrem Wunsch unterstützen Ihnen etwas vorzuspielen, wenn ich nicht dächte, daß Ihnen das Talent und die Gesinnung Vergnügen bereiten werden. Und wie viel kann ein aufmunterndes Wort, und ein guter Rath von Ihnen Anregung gewähren! Ich gönne sie dem bescheidenen Mädchen. Um Sie zu orientiren schicke ich Ihnen Marie Beneckes Brief an mich. Lassen Sie daher, wenn Sie geneigt sind Miss Hall eine Zeile zukommen, wenn sie Sie aufsuchen dürfte. Ich höre mit großer Theilnahme durch Ihre liebe Eugenie, die Gott sei Dank, sehr wohl aussieht und munter ist, von Ihnen und den Ihrigen. Möchte Herr Sommerhof sich in Baden bald völlig erholen, das ist mein inniger Wunsch. Wie gerne schriebe ich mehr; aber ich muß wirklich meine Hand schonen, da ich beim schreiben eine<n> wenn auch nicht schmerzhafte<n>, so doch empfindliche<n> Spannung in der Schulter fühle. Und doch giebt es so viel zu correspondiren! Ich freue mich auf den 29ten, wo ich mit Eugenie und Filu den Abend zubringen und
musiciren werde.
Von Herzen treu ergeben
Joseph Joachim
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