23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 13781
Geschrieben am: Donnerstag 17.10.1895
 

Frankfurt a/M d. 17 Octbr. 1895.

Meine liebe Frau Franz,
wie lange blieb ich Ihnen meinen Dank für Ihre lieben Geburtstage-Wünsche1 in einem längeren Briefe schuldig! haben Sie Nachsicht; es ist aber unglaublich was sich in den 3 Monaten unserer Abwesenheit im Sommer |2| immer ansammelt! wir waren wirklich fast überbürdet mit Erledigungen aller Art, und erst jetzt lichtet sich Alles. – Wie so lieb gedenken Sie immer meiner, liebste Frau, und auch Ihre lieben Kinder sandten mir Glückwünsche, wofür <s>Sie ihnen noch von mir danken wollen! – Wir verbrachten den Geburtstag mit unserer Eugenie, das ist immer |3| die schönste Freude!
Leider geht es mir gar nicht recht gut, ich bin von einer heftigen Magenverstimmung und Sonstigem damit zusammenhängendem geplagt gewesen, und noch in strenger Cur, namentlich des Fastens. Der Arzt schreibt es zum Theil der großen Hitze zu. Haben Sie in Berchtesg. nicht auch sehr gelitten? Sie waren so gut sich ’mal für uns umzusehen, ich habe aber, offen gestanden, nicht |4| Alles verstanden, was Sie schrieben. Sie sagten, das Logie neben dem Hôtel Bellevue hätten Sie besichtigt, es sey nahe bei Ihnen, wie ist das möglich? ich denke, Sie wohnen nahe bei Frl. Preusser und nahe <bei> von der Pension Geiger? dann können Sie aber nicht nahe von Bellevue sein? ich würde aber gern in Ihrer Nähe wohnen, <Sie brauchten darum keine Angst zu haben!> verzeihen Sie dies! |5| Wo wohnen Sie eigentlich? über den Preis der Wohnung sagten Sie mir auch nichts, Den wüßte ich auch gern. Wir denken viel darüber nach, ob wir B. im Auge behalten sollen, möchten es so gern, fürchten nur die Hitze, und die Feuchtigkeit bei Regenwetter! –
Gelegentlich sagen Sie mir, bitte, ein Wort der Aufklärung.
Ich hoffe, es geht |6| Ihnen Allen gut? lassen Sie mich ’mal von Ihren Söhnen hören, bitte. Ihre liebe Clara ist ja immer bei Ihnen, aber die Söhne? wo sind sie jetzt? haben Sie Freuden oder Sorgen?
Ich muß schließen. Nehmen Sie die wärmsten Grüße von mir und Marie, und gedenken Sie bald wieder Ihrer
getreuen
Clara Schumann.
Den lieben Schwestern9 auch meine Grüße!

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Franz, Anna geb. Wittgenstein (478)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 4
Briefwechsel Clara Schumanns mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-86846-015-5
498ff

  Standort/Quelle:*) A-Wn, s: F103.Franz 79 Mus
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.