Frankfurt a/M d. 27 Mai 1894.
Liebe Mathilde,
es thut mir doch recht leid, daß Sie nicht wieder zu Ober wollen, weil es doch so bequem, so nah ist. Ein gutes Zimmer ließe sich ja doch erreichen vorher, wenn man die Bedingung Ihres dort Wohnens daran knüpfte, freilich aber, die Kost! Ich meine mich aber zu erinnern daß Ihre liebe Freundin schon nicht ganz Magenwohl angekommen wäre? ich irre mich aber vielleicht. Uns ist eingefallen, daß Herr Engelmann uns erzählte, er wohne sehr gut im deutschen Haus, das ist schräg über des [sic] Hôtel National, aber doch recht weit von uns dann. Schreiben Sie uns nur was Sie wünschen, daß wir suchen sollen? Das Ausgehen zu Tisch ist doch sehr lästig, z. B. wenn es sehr heiß ist!
Wo muß nur das Adelboden sein? das wäre wohl in der Richtung nach dem blauen See? Sie scheinen aber diesmal recht kurze Zeit für Interl. bestimmt zu haben? 10–14 Tage? das ist ja weniger als früher! –
Sie schreiben von einem Handleiden, das habe ich ja auch seit 2 Monaten, und zwar a. d. linken Hand. Es ist ein Gefühl, wie wenn die Flexa übereinander sprängen, und der Daumen schmerzt, wenn ich ihn biege. Ich kann damit spielen, aber im Gelenk thut es dann weh, u. wird schlimmer darnach. Vielleicht geht es mir wie Ihnen, u. es wird nach und nach wieder besser.
Doch für heute nur noch herzlichste Grüße.
Die Bücher habe ich mir notirt! Dank für Ihre Fürsorge liebe Mathilde.
Ihnen Beiden herzlichst ergeb
Clara Schumann.
Wir reisen am 12ten Juni zu Herzogenberg nach Heiden, von da zum 17 (Musikfest in Basel 17, 18, 19 mit Joachim) dorthin, 20 nach Interlaken, Châlet Sterchi Matten bei Interl.
[Umschlag]
Fraeulein
Mathilde Wendt
Berlin.
173, alte Jacobstr.
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