Interlaken d. 18 Juli 1894.
Liebe Mathilde,
endlich hörten wir von Ihnen – es müssen wohl Ihre Ferien später diesmal angefangen haben, als ich glaubte. Herzlich erfreut bin ich Sie so nahe zu wissen, und wir sind gestern gleich herumgegangen nach Logie; zwar hatte Frl. Dittmann (Ober) mir ein Zimmer im Schlössli gezeigt, das Sie Ihnen zum 1 August reserviren wolle – (sonst ist Alles in den 3 Häusern besetzt) wir hofften aber noch etwas Netteres für Sie zu finden, aber, wir sahen sehr wenig [Nichts aehnlich, wie Sie es in Adelb. haben, Balkon!!!], und Niemand will sich darauf einlassen etwas zu reserviren. Da kamen wir denn nun doch wieder auf Ober zurück, und haben, freilich ein kleines, aber luftiges Zimmer im Schlössli IIter Stock, à 7 Frcs. fest genommen. Ist Ihnen das recht, so bedarf es keiner Nachricht weiter, etwa nur einer Postcarte, damit wir sicher sind, daß Sie Dieses erhalten. Sollten Sie aber das Zimmer nicht fest bestellen wollen, sondern es auf den Zufall ankommen lassen, wozu ich aber bei der hohen Saison nicht rathen könnte, so schreiben Sie es mir gleich, bitte! –
Nach Adelboden oder Kantersteg [sic] zu kommen wäre doch sehr beschwerlich für mich, dazu kommt auch Eugenie Ende dieser Woche, die eine sehr lange Reise gehabt, u. da können wir doch nicht gleich wieder fort! – Haben Sie Dank für Ihre Freundlichkeit.
Ich habe eine tüchtige Erkältung aufgeschnappt, hoffentlich bringt die Wärme, die sich heute wieder zeigt, es bald fort.
So denn auf baldiges Wiedersehen, Sie liebe Beiden! –
Herzlich Ihre Clara Schumann
An Herrn Koning herzlichen Gruß! der ist wohl mit der beste Musiker bei uns.
Denken Sie, ich habe ein ganz hübsches Clavier, aber Niemanden, der es stimmt, ein Stimmer von Bern, der mich 20 Frcs gekostet, hat es womöglich noch mehr verstimmt, als es war.
[Umschlag]
Fraeulein
Mathilde Wendt.
Adelboden.
Pension Wildstrubel.
|