23.01.2024

Briefe



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ID: 19695
Geschrieben am: Samstag 29.12.1894
 

Hochverehrte, theure Frau Schumann!
Zum Jahreswechsel sende ich Ihnen ehrerbietige u. herzliche Glückwünsche! Möge Ihnen das Jahr 1895 Gesundheit Frohmuth u. Freude bescheeren, aber Krankheit, Sorge u. Trübsal fernhalten u. alle guten Wünsche, die Sie selber hegen, erfüllen.
Von Prof. Joachim hörte ich, daß Sie rüstig u. frisch seien, u. daß der böse Unfall, den Sie in Interlaken erlitten, keine nachtheiligen Folgen für Sie gehabt habe. Diese gute Kunde hat uns herzlich erfreut! – Joachim erzählte auch von dem Brahms-Abend im Museums-Concert; ich denke, daß <>Meister Johannes erfreut gewesen ist über die hübsche Idee. In dem |2| Concert, wo Joachim hier ein Mozart’sches Violin-C. spielte, u. zwar zum küssen schön, wurde die E-moll Symphonie (No 4) gemacht; ich war wieder ganz beglückt über dieses herrliche Werk u. auch das Publikum schien gepackt zu sein, den[n] man klatschte mich heraus.
Am 31. Januar, so höre ich, wird d’Albert beide Brahms’schen Klavier-Concerte <v. Brahms> im Gewandhause spielen, unter Leitung des Componisten. Wer da hinreisen könnte! Leider muß ich darauf verzichten, weil ich am Sonntag drauf (3. Fbr.) Bruch’s Frithjof durch die Liedertafel aufführen muß. – Am 13. Januar findet mein Benefiz-Concert statt, in dem folgende Werke vorkommen: Schumann’s D-moll Symphonie, Ge¬sang der Geister über den Wassern für 8stimmigen |3| Männerchor von Schubert, die Nänie von Brahms u. das Lorley-Finale [sic] von Mendelssohn. Nicht wahr, lauter altmodische Sachen! Ach, und doch, wie schön! Sollte Sie das Programm locken, so fassen Sie sich einen Muth u. rutschen herüber, denn Sie dürfen versichert sein, daß ich die Symphonie, sowie die andern Werke, pietätvoll vorführen werde, wenn es, wie ich wohl weiß, auch altmodisch ist.
Sehr belustigt hat mich Jordan’s Gedicht über die Pult-Virtuosen. Gründet sich das auf ein wirkliches Vorkomniß [sic]?
Nun sage ich Ihnen Lebewohl u. grüße Sie
In herzlicher u. treuer Verehrung.
Alfred Volkland
Basel, d. 29. 12. 94.
|4| Liebe Frau Schumann,
Auch von mir die herzlichsten Wünsche für ein glückliches gesundes Jahr. Gott möge sie erfüllen! In treuer Verehrung
Ihre
Jetta Volkland

  Absender: Volkland, Alfred und Henriette (3062)
  Absendeort: Basel
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort: Frankfurt am Main
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
617ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 6,240
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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