23.01.2024

Briefe



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ID: 19697
Geschrieben am: Dienstag 31.12.1895
 

Hochgeehrte, theure Frau Schumann!
Zum Jahre 1896 sende ich Ihnen die herzlichsten Glückwünsche! Möchten Sie geistig u. körperlich gesund bleiben, um alles Liebe u. Schöne, das das Leben bieten kann, voll genießen zu können. Ganz persönlich wünsche ich mir aber noch, ich könnte Sie recht bald wiedersehen u. hören, denn unsere letzte Begegnung erschien mir so lieb, daß ich ┌ein┐ da capo gar zu gern sähe.
Wir üben fleißig an dem herrlichen „Faust“ von Schumann u. sind froh u. glücklich dabei, so daß die Aufführung (Anfang März) hoffentlich ganz schön zu werden verspricht.
Das Einüben u. Aufführen drei┌er┐ Bachischer Cantaten hat<ben> mir u. den Singenden vom Chor die genußreichsten Stunden verschafft.
|2| Es waren folgende:
„Christ lag in Todesbanden“ (Bd. I)
„Wer da glaubet und getauft wird[“] (Bd. 7) u
„Es ist dir gesagt, Mensch“ (Bd. 10[)].
Ich schreibe Ihnen deshalb die Band-Zahl der Bachgesellschaft, weil Sie vielleicht gelegentlich die eine oder die andere dieser Pracht-Cantaten durchblättern könnten. Hr. Sistermans sang außerdem noch die Solo-Cantate (Bd. 12I) „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“, aber nur das erste Stück u. das letzte Recitativ, worauf dann <> der Choral abschloß. Frau Walter-Choinanus aus Landau, sang noch extra eine Arie „Wohl euch, ihr auserwählten Seelen“ <(> aus der Pfingstcantate „O ewiges Feuer, o Ur-sprung der Liebe“ (Bd. 7). Ich war so glücklich in der Aufführung – (es ging ganz sicher im Chor), – daß ich am liebsten gleich wieder mit drei andern Cantaten zu üben angefangen hätte und so auch die Mitglieder des Gesangvereins, die sich immer wärmer in diese erhabene Musik hineinsangen.
|3| Mit Herrn Hermann ist es uns recht verkehrt ergangen; ich lud ihn gleich zum Mittagessen ein, er aber konnte leider nicht kommen an diesem für mich einzig-freien Tage. Und im Theater konnte ich ihn auch nicht bewundern – wie hier so viele Andere weil ich Abends immer Bach-Cantaten-Proben mit Orchester abhalten mußte. Daß mich <>dieses Aneinandervorbeigehen recht betrübt hat, mögen Sie mir glauben, es war wirklich wie verhext.
Nun, liebe Frau Schumann, grüße ich Sie in alter, treuer Verehrung u verbleibe Ihr
ergebenster
Alfred Volkland
Basel, d. 31. 12. 95.
|4| Herzlichste Grüße und Neujahrswünsche für Sie, geliebte Frau Schumann sowie für die lieben Töchter von Ihrer altgetreuen
Jetta Volkland

  Absender: Volkland, Alfred und Henriette (3062)
  Absendeort: Basel
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort: Frankfurt am Main
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
621ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 6,312
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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