Baden d. 10 Juli 1872.
Lieber Joachim,
das war ’mal wieder eine Freude so schön langen Brief von Ihnen zu bekommen, und dazu die Eröffnung einer Aussicht, Sie doch vielleicht diesen Sommer noch zu sehen! – Sähe ich Ihre Gründe, sich jetzt nicht von den Kindern freiwillig zu trennen, nicht zu gut ein, so hätte ich allen Ernstes zugeredet Diese irgendwo, etwa hier mit einer zuverlässigen Person zu lassen, und mit Ihrer Frau nach Rigi-Scheideck zu kommen, wohin ich nächstens abreise – es würde Ihnen Beiden gewiß sehr gut thuen, und Ihrer Frau das Seebad ersetzen. Doch, wie gesagt, es ist ein großes Opfer für Sie, und man kann Sie dazu nicht bereden wollen. Ich muß leider doch auf einen hohen Berg! Sonnabend gehe ich erst auf einige Tage mit Lazarusens nach Interlaken, dann will H. Lazarus uns auf Rigi begleiten und ein paar Tage oben bleiben. In jedem Falle will ich Mitte Aug. wo ich Marmorito’s erwarte zurück sein, und dann, welche Freude, sähen wir Sie hier! Geben Sie ja die herrliche Idee nicht wieder auf. Bitte lassen Sie mich nur durch einige Worte wissen wo Sie schließlich Ihr Asyl aufgeschlagen. Adresse hier – Marie bleibt hier – Elise kommt bald. Eugenie reist mit mir. Ich bin sehr gespannt zu hören, wohin Sie gehen – ich möchte, Sie machten es so schön Sie könnten für mich, und kämen auf 3 Wochen nach Scheideck.
Mit allerherzlichsten Grüßen Ihre
altgetreue
Clara Sch.
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