Baden-Baden d. 18 Septbr. 1872.
Liebe Ursi,
ich eile Ihnen zu antworten, damit Sie wissen, woran Sie sind. Erst aber Dank für Ihren lieben vorigen Brief und Ihre guten Wünsche. Unser erstes Concert in Wien ist auf den 20ten Nov. festgesetzt – ich dachte auch wohl an ein oder zwei Concerte in München vorher, oder etwa Heidelberg. Wollen Sie mir nur bitte bald sagen, wie lange Ihre Engagements in Cöln und Frankfurth Sie in Anspruch nehmen? ich richte mich dann darnach. Ich möchte gern 4–5 Tage vor dem Concert in Wien dort eintreffen, wenn wir uns also etwa vom 10ten Nov. an vereinigen, so blieben uns für München (wenn wir am 11ten dort concertiren könnten,) doch 5–6 Tage. Breslau habe ich aufgegeben auch Leipzig weil es für mich eine so große Reise wäre, und überdieß Stockhausen mich schon seit einem halben Jahre immer bittet in Stuttgart ein Concert mit ihm zu geben, was ich schon im Frühjahr ihm so halb und halb versprach. In Frankfurth spiele ich am 11ten October – wie schade daß es nicht einen Monat später trifft. Berlin lasse ich bis ich von Wien zurückkehre – es ist auch gar nicht nöthig. – Bitte, Liebste, antworten Sie mir wegen Ihren Engagements sobald Sie es bestimmt können, denn erst will ich ’mal nach München schreiben. Wie erschreckt war ich über Ihre Nachricht, daß die Mädchen starkes Fieber gehabt! wie kamen sie dazu? Recht sehr leid ist es mir, daß Sie es schon so kühl haben – hier ist es noch wie im Sommer am Tage, nur des Nachts kühl. Ich habe jetzt schrecklich viel zu thuen, daher üben Sie Nachsicht,
liebe Freundin.
Von Herzen
Ihre
Clara Sch.
Alles grüßt hier. Julie ist sehr leidend, will aber doch nächste Woche zurück! – Mit München die Idee darf nicht auf Ihre Pläne einwirken, denn <d> ich stehe noch mit Zürich f. die Zeit in Unterhandlung ist es da nichts, dann dachte ich an München.
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