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ID:
10493

Geschrieben am:
Montag 16.06.1873

Baden d. 16ten Juni 1873 Lichtenthal 14.

Geehrter Herr Henkel

Ich bin zwar sehr in Anspruch genommen, und weiß kaum, wie ich Allem gerecht werden soll, aber ich möchte Ihnen nicht gern „Nein“ sagen, und will gern sehen, ob ich es ermögliche noch den Unterricht Ihrer lieben Tochter zu übernehmen. Wann wollten Sie Dieselbe schicken? kann sie allein hier wohnen? es haben es schon Viele gethan, aber sie würde am Ende Heimweh bekommen? wir sind Alle so beschäftigt, daß wir wenig geselligen Verkehr pflegen können. Aber, Ihre Tochter fände einige andere Schülerinnen von mir hier, und das ist dann doch eine Zerstreuung. Wir wollen Ihnen gern behülflich sein, mit einem Lager, wenn ich nur erst Ihre weiteren Wünsche kenne. Die Honorarfrage ist mir schwer zu beantworten, ich gäbe am liebsten allen Musikerinnen den Unterricht umsonst, jedoch ich kann es nicht, da meine Zeit mein Capital ist. Ich denke, wir sprechen darüber ‘mal später, oder Sie sagen mir, was Sie an den Unterricht Ihrer Tochter zu wenden bestimmt haben? ich würde für Sie gern eine Ausnahme machen, das sind Sie gewiß überzeugt.

So sehe ich denn weiterer Nachricht von Ihnen entgegen. Seyen Sie mit Ihrer lieben Frau herzlichst gegrüßt, und versichert der aufrichtigsten Ergebenheit

Ihrer

Clara Schumann.

Absender:
Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)

Absendeort:
Baden-Baden

Empfänger:

Henkel, Heinrich (2405)

Empfangsort:

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 16
Robert und Clara Schumanns mit Bernhard Scholz und anderen Korrespondenten in Frankfurt am Main / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller und Anselm Eber / Dohr / Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-86846-027-8
Seite: 588f.

Standort/Quelle:^*)
D-B, s: Mus.ep. Schumann, K. 177

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	10493
Geschrieben am:	Montag 16.06.1873	Baden d. 16ten Juni 1873 Lichtenthal 14. Geehrter Herr Henkel Ich bin zwar sehr in Anspruch genommen, und weiß kaum, wie ich Allem gerecht werden soll, aber ich möchte Ihnen nicht gern „Nein“ sagen, und will gern sehen, ob ich es ermögliche noch den Unterricht Ihrer lieben Tochter zu übernehmen. Wann wollten Sie Dieselbe schicken? kann sie allein hier wohnen? es haben es schon Viele gethan, aber sie würde am Ende Heimweh bekommen? wir sind Alle so beschäftigt, daß wir wenig geselligen Verkehr pflegen können. Aber, Ihre Tochter fände einige andere Schülerinnen von mir hier, und das ist dann doch eine Zerstreuung. Wir wollen Ihnen gern behülflich sein, mit einem Lager, wenn ich nur erst Ihre weiteren Wünsche kenne. Die Honorarfrage ist mir schwer zu beantworten, ich gäbe am liebsten allen Musikerinnen den Unterricht umsonst, jedoch ich kann es nicht, da meine Zeit mein Capital ist. Ich denke, wir sprechen darüber ‘mal später, oder Sie sagen mir, was Sie an den Unterricht Ihrer Tochter zu wenden bestimmt haben? ich würde für Sie gern eine Ausnahme machen, das sind Sie gewiß überzeugt. So sehe ich denn weiterer Nachricht von Ihnen entgegen. Seyen Sie mit Ihrer lieben Frau herzlichst gegrüßt, und versichert der aufrichtigsten Ergebenheit Ihrer Clara Schumann.
Absender:	Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Absendeort:	Baden-Baden
Empfänger:	Henkel, Heinrich (2405)
Empfangsort:
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 16 Robert und Clara Schumanns mit Bernhard Scholz und anderen Korrespondenten in Frankfurt am Main / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller und Anselm Eber / Dohr / Erschienen: 2020 ISBN: 978-3-86846-027-8 Seite: 588f.

Standort/Quelle:^*)	D-B, s: Mus.ep. Schumann, K. 177
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla