Verehrter und wohlbekannter Herr,
Sehr habe ich micht gefreut, Ihre Unterschrift zu erkennen. Aber es waltet hier ein Mißverständnis ob, obwohl ein sehr freundliches, nämlich eheliches: Meine Frau hat sechs Lieder aus Ihrer Jucunde componirt, die mir, auch wenn sie nicht [über der Zeile eingefügt:] von meienr Frau wären, recht wohl gefallen würden. Gedruckt sind [sie] aber noch [3 Buchstaben gestr.] nicht, werden es aber hoffentlich bald.
Sie sind eine recht ausgesuchte Blume für die Componistenschmetterlinge; auch ich hatte große Lust, von Ihrem Düften zu trinken. Aber es blieben mir in dem letzten Jahre mehrere größere Arbeiten zu beendigen. Und so habe ich Sie denn nur anderen langweisen können. Auch Frl. Louise Japha, die gute töne zu guten LIedern zu finden weiß, hat sehr viele in Musik gesetzt.
Theodor Kirchner kenn' ich nicht vom Düsseldorfer Fest erst; ich kenne [Wortanfang gestr.] ihn, wie er noch ein achtjähriger Bursche war, wo er, von seinem Bater begleitet, ein gutes Examen bei mir bestand aus einem Bach'schen Coralbuch, das ihn sehr in Verwunderung zu setzen schien. In seinen letzten Clavierstücken sind welche von genialer Art. Es sollte nur arbeitsamer sein udn seine Kräft höheren Kunstformen zuwenden.
Der "schwedische Reiter" ist sehr grausig und ergreifend. Ich werde mir angelegen sein lasse, Ihr neuestes Dichtwerk bald kennen zu lernen. Doch verschmäh' ich auch nicht, wenn Sie mir es als Andenken zueignen wollen.
Noch will ich den Wunsch aussprechen, daß es mit der bisherigen Correspondenz nicht abgethan sei. Es wäre schön, wenn Sie vielleicht über einen Balladenstoff nachsännen, der, möglichst dramatisch gehalten, sich für Chor- und Orchesterbehandlung eignete.
Haben Sie Dank für Ihre freundliche Zuschrift und die darin ausgesprochene Theilnahme an meinen Bestrebungen, die ich gar wohl zu schätzen weiß.
Ihr ergebener R. Schumann.
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