Berlin d. 15 Jan. 1874.
Lieber Johannes,
indessen bekam ich Deinen letzten Brief, der sich mit meinem begegnet, und so hörte ich nun doch Etwas über die Oper – bis dato noch weiter nichts, denn meine Freundinnen blieben noch, bis auf Betty, |2| die nur einige flüchtige Zeilen sandte, stumm. Uebrigens interressiren mich wohl die Pferde und Stufen ect. am Wenigsten, viel mehr was Du darüber sonst sagst. Ich schrieb neulich der Dustmann einige Worte des Dankes – sie war gewiß die Hingebendste, das weiß ich. Ich hätte nun wohl eigentlich an Alle schreiben müssen? oder nicht! Die Dustmann kenne ich doch am besten, und sie hatte doch die Hauptrolle.
|3| Was nun Leipzig betrifft, so werde ich wohl zu dem Donnerstag-Concert kommen – lieber noch, hättest Du es auch wirklich gewünscht! Ich sehe bei Dir immer, daß ich den Menschen nicht vom Künstler trennen kann, wenn er mein Freund ist. An Deinen Sachen mich wahrhaft, mit ganzer Seele erfreuen, wenn Du dabei bist, kann ich nur, wenn ich sehe, daß es |4| Dir auch wirklich lieb ist, daß ich da bin! – Du solltest die Bescheidenheit des Componisten mir gegenüber ganz hintenan setzen und als Freund wünschen.
Adio, mein lieber Johannes!
Von uns Allen herzliche Grüße,
Deine
Clara.
Hier folgt ein Brief von Schmitt, der seine Frau8 Dir empfiehlt. Sie hat keine große Stimme, singt aber sehr gut.
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