Hertenstein d. 10 Septbr 76
Liebster Johannes,
ich will Dir doch den eben erhaltenen Brief von Steinmetz schicken, und Dich noch ’mal erinnern, daß Du doch ja Dir den ganzen Sommer frei hälst – lieber dies und nur 1 500 Thaler als 2 000 und gebunden im Sommer! –
Daß Du nicht ganz abgeneigt bist, hast [sic] mich nicht erstaunt, ich dachte mir, es <s> werde Dir doch der Ueberlegung werth sein! – In Etwas |2| ändern sich die Verhältnisse dort dadurch, wenn die Regierung mit der Sache zu thuen bekömmt – ich glaube sie werden besser. Mit den Mitteln (Chor u. Orchester) läßt sich, glaube ich, schon etwas leisten, sonst aber etwas hartes Fell gehört wohl dazu, u. eine große Autorität, die von Dir ganz wie von selbst verstanden ausgeht!
Fändest Du aber 1 500 rh überhaupt nicht zu wenig?
Wenn Du über Baden kommst, so laß es mich |3| doch vorher wissen, Adresse: bei Frau Kann Lichtenthal Nro 6 – da wohnen wir. Ich denke am 16 oder 17ten dorthin zu kommen.
Eben sind Volklands u. Herzogenbergs fort – wie ungern sehe ich sie gehen – mit Ersteren waren wir 8 Wochen zusammen gewesen.
Sehr erfreut war ich über Deinen Brief – die Nachrichten v. den Deinigen freuten mich innig.
Und nun sey mir herzlichst gegrüßt.
Deine
Clara.
|4| P. S. Vergißt Du auch nicht an Schoenewerk wegen des Autorenrechts zu schreiben? Thue es doch ja jetzt ehe der Winter beginnt, Du kannst es deutsch thuen und bitten, daß sie Dir eine Eingabe (Concept) schicken, die Du dann abschreibst und einschickest – die Sache ist bei Dir, der Du keine Familie hast, sehr einfach.
Nochmals Addio! – Verzeihe die Flucht – wir wollen aber heute über Tags fort zu einer Tour. –
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