23.01.2024

Briefe



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ID: 11444
Geschrieben am: Sonntag 04.09.1881
 

Baden-Baden d. 4 Septbr. 1881. Hôtel Bellevue.

Meine liebe Emma,

herzlich war ich erfreut über Deine guten Nachrichten, und froh bin ich, Dir auch von uns Gutes sagen zu können, obgleich ich von manchen kleinen Leiden heimgesucht war. Ich möchte wohl ’mal im Sommer die Thüringer Luft versuchen, die hohe Bergluft bekommt mir für meine rheumatischen Zustände recht schlecht, fortwährend habe ich Attaquen, freilich f. d. Nerven ist mir die kräftige Luft wieder sehr nöthig! es ist schlimm! – Das Zusammensein mit Elise u. ihrer Familie haben wir sehr genossen, wenngleich ein längeres Beisammenseyn auch wieder manchmal zu kleinen Auseinandersetzungen führt, wo man nicht gleicher Ansicht ist, besonders was die Kindererziehung betrifft. Elise ist eine ausgezeichnete Mutter, sie hegt und pflegt ihre Kinder wie es besser nicht möglich ist, sie lebt ihnen ganz und gar thut Alles bei ihnen selbst, aber, beide Eltern verwöhnen die Kinder, und darüber sind wir uneins – ich halte es stets für einen Segen, den man seinen Kindern mit ins Leben giebt, wenn man sie, (bei aller Sorgfalt) einfach und anspruchslos erzieht, wenn man ihnen zu wünschen übrig läßt, indem man ihnen Alles erst zur Zeit, wo es wirklich angebracht ist, giebt. Unsere Jugend hat ja Alles schon vor der Zeit, – nichts kann sie mehr überraschen! – Ich denke Du stimmst darin mit mir überein, Du bist ja auch noch eine alte Zeitgenossin, Du wirst Dich auch erinnern, wie es sonst war! – Morgen verlassen uns Sommerhoffs um sich wieder nach New-York einzuschiffen – es wird ein schwerer Abschied werden, aber doch hoffen wir, sie kehren in 1 1/2 Jahren ganz nach Europa zurück. Also, Musik-Freuden hast Du gehabt – wie nett. Ich <>kenne das Quartett wohl! da hast Du wohl auch Bülow gesehen? der lebt ja jetzt ganz in Meiningen! – Du schreibst mir nichts von Helene u. ihren Kindern – wie geht es dort? grüße sie doch ja von mir, auch Deine liebe Begleiterin. Leider, kann ich wohl diesen Winter nicht nach Leipzig kommen, da ich wegen Leipzig vorigen Winter einige Engagements aufgab, und Diese nachzuholen versprochen habe. Ich muß nun erst sehen, wie es überhaupt mit meinen Kräfften steht, was ich erzwingen kann. Du glaubst nicht wie schwer ich Limburger abschlug – ich kann es mir auch gar nicht denken, daß ich einen Winter nicht nach Leipzig gehen soll!
Ich adressire dies nach Liebenstein. Du schriebst mir keine andere Adresse. Wir bleiben wohl noch 14 Tage hier, dann gehen wir nach Frkf a/m. Kämest Du doch einmal dorthin!
Sage mir doch durch eine Karte, ob Du diesen Brief erhalten hast?
Sey mir aufs Wärmste gegrüßt, meine gute Emma und behalte lieb Deine alte Clara Schumann.

[Umschlag]
[ein Wort unlesbar] 6/9
Frau
Emma Leppoc
aus Leipzig
jetzt in
<Bad Liebenstein
Thüringen.> Leipzig

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Baden-Baden
  Empfänger: Leppoc, Emma, geb. Meyer, Emma (2583)
  Empfangsort: Liebenstein
  SBE: II.15, S. 253ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: N.Mus.ep. 1499
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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