Frankf. d. 6 April 1883.
Lieber Herr Scholz
zürnen Sie mir nicht, wenn ich Sie noch ’mal heute bitte, mich des Spielens im 1ten Uebungsabend zu entheben. Ich sprach Ihnen neulich schon von dem unangenehmen Gefühl, das mich bei dem Gedanken beherrscht. Durch Ihr Zureden suchte ich es zu bewältigen, aber, es tritt immer wieder hervor, und ich habe mir es stets zum Princip gemacht solchen Empfindungen, wenn sie mich durchaus nicht verlassen wollen <> zu folgen. Ich bitte Sie also nochmals, lassen Sie mich erst ’mal in einem späteren Uebungsabend spielen, wo es sich dann von selbst versteht, daß ich spiele, wie die anderen Lehrer auch. Darf ich Ihnen nun auch noch von einer anderen Empfindung sprechen, so wäre es die, ob es nicht besser wäre (den Schülern gegenüber) wenn Sie den 1ten Uebungsabend 8 Tage später machten, wo Sie selbst dann dabei wären. Nachdem die Schüler so lange keinen Director gehabt, thut es mir leid, wenn die Uebungsabende nun wieder ohne Director beginnen, es hat etwas lähmendes für die Schüler, und auch f. d. Lehrer ist es unbehaglich. Ihre Henny arbeitet von Morgens bis Abends! die Arme hat es recht schwer jetzt, und doch kann ihr Niemand dabei helfen! sie ist ein liebes Mädchen an deren Frische und ursprünglichem, natürlichem Wesen wir uns recht erfreuen.
Möge Ihnen der Abschied nicht gar zu schwer werden, und sonst Alles noch recht nach Ihrem Wunsche gegangen sein!
Herzlich ergeben Ihre
Clara Schumann
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