Frankf. a/M d. 21 Mai 1885.
Liebe Frau v. Beckerath,
Emma Engelmann wird Ihnen wohl gesagt haben, daß ich Ihre so freundl Einladung nach Rüdesheim nicht annehmen kann, weil ich zu solch ’ner Tour für einen Tag nicht Kräffte genug habe, und wieder, die Nacht auszubleiben zu abhängig von Nebenumständen bin, als da ist: Bett, Temperatur ect. ich will Ihnen das nicht Alles auseinandersetzen, liebe Frau, aber, ich bin eben doch alt, und brauche zu Vieles, besonders Vorsicht mit Temperatur ect; wovon junge Leute keine Idee haben, wenn sie nicht immer um das Alter herum sind.
Nun trifft es sich aber, daß ich vielleicht 8 Tage nach Pfingsten nach Düsseldorf gehe, und eine Woche dort bleibe. Wäre das, so könnte ich natürlich den nach Pfingsten folgenden Sonntag nicht zu Ihnen nach Wiesbaden kommen. Da nun alles so ungewiß noch ist, so wollen wir es doch einstweilen so bestimmen, daß ich entweder den Sonntag nach Pfingsten komme, wenn ich nicht nach D. gehe, oder, thue ich dies, den darauffolgenden Sonntag. Jedenfalls entscheidet es sich doch bis Mitte nächster Woche, dann schreibe ich es Ihnen gleich.
Sagen Sie doch der lieben Emma, ich hätte ihr für heute nicht geschrieben, weil ich wirklich nach den unruhvollen, und überhaupt anstrengenden Tagen, die ich gehabt, entschieden der Ruhe bedurft hätte – ich fühlte mich zu angegriffen, sie für heute zu bitten. Nächste Woche aber hoffe ich wieder munterer z. sein. Dank, liebe Frau v. Beckerath und herzlichste Grüße v. Ihrer Cl. Sch.
Verzeihen Sie die Flucht meiner Zeilen!
[Umschlag]
Frau
Laura v. Beckerath.
in
Wiesbaden.
23 Adolfs-Allée.
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