Frankf. d. 19 Oktbr. 1886
Lieber Herr Steinmetz,
wie spät kommt mein Dank für Ihren lieben Brief mit all den guten Wünschen, aber ach, ich bin ein gehetzter Mensch und stecke, seit ich wieder hier bin, furchtbar in der Arbeit. Gedacht habe ich Ihrer und der schönen Zeit mit Ihren und Ihrer Theuren Frau oft genug, u. meine, es wäre schön könnten wir ein Zusammenseyn nächsten Sommer wieder haben! Uns ist es mit der gewünschten Wärme nicht |2| besser gegangen als Ohne, wir sind in Meran fast verzweifelt, u. nach dem Protarthal geflohen, von dort dann zu meinem Geburtstag nach München gegangen, dort traf mich auch Ihr lieber Brief richtig am 13ten. Wir blieben 14 Tage, leider aber wurde Eugenie krank, und fängt erst jetzt an sich zu erholen, ich brachte sie an einem Fieber freien Tage hierher – Marie war schon voraus gereist, und ich allein mit Eugenie in München im Hotel. Das waren schreckliche Tage! |3| Die Krankheit drohte einen ernsteren Character anzunehmen – zum Glück blieb es bei einem Lungen-Katarrh. Die Büste war vollendet, und das war gut. Sie ist herrlich gelungen, und wird von Allen, die sie sehen, bewundert als das Kunstwerk eines wahrhaft genialen Künstlers – Sie können denken, wie uns dies freut.
Meine Gesundheit läßt leider sehr zu wünschen, ich habe fortwährend die heftigen Schmerzen in der Ferse und dazu auch noch im Rücken, Gott weiß, wohin es führen wird! |4| Wie sehr sollte es mich freuen zu hören, daß es Ihnen Allen in Ihrer neuen Heimath recht gut geht – senden Sie mal eine Postkarte oder, die liebe Frau, oder Doctorin, thut es einmal?!
In alter treuer Gesinnung grüßt Sie Alle aufs wärmste – auch von den Töchtern
Ihre Clara Schumann.
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