Mai 30t 88.
Lieber Herr Scholz,
eben, als ich Ihren Brief erhielt, worin Sie mir mittheilten, daß Ritter den Steinweg nachgesehen habe, und ich mich schon erschrocken hatte, denn ich fürchtete, er werde das Leder auf den Hämmern aufgelockert haben, und es dadurch dumpf klingend gemacht haben, kamen meine Schüler, Borwick, Oberstadt, Wild u. A. und erzählten mir, daß das Instrument gestern Abend bei Allen die gespielt, ganz dumpf u. schwach geklungen habe, und frugen mich, ob ich nicht wisse was damit geschehen sey? – Ritter versteht ja so etwas gar nicht, man darf ja nie das Leder<n> lockern, wenn das Instrument gleich darauf gebraucht wird für das Concert. Ich quängele gewiß nicht gern, aber ich muß Sie inständigst bitten, den Steinweg von Lichtenstein f. d. Concerte zu miethen, oder, wenn Ihnen dies des Curatoriums halber unangenehm ist, mir zu erlauben, daß ich es aus dem Schulfond bestreite. Es kömmt doch wahrlich für Alle zu viel darauf an. Uebrigens sind es nicht nur die kleinen Fräuleins die über den Chicker. <> klagten, sondern eben so Borwick und Oberstadt, die mir sagten, sie könnten nicht darauf spielen. <>Der von Ritter durchgesehene Steinweg muß nun erst eine Zeit lang wieder gespielt werden, ehe er öffentlich zu brauchen ist.
Ihrer freundlichen Antwort hoffend
Ihre
altergeb
Clara Schumann.
Eilig.
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