Franzensbad d. 28 Juli 1886.
Dr Loimanns Badehaus.
Liebster Joachim,
Sie haben wohl meine Depesche von diesem Morgen erhalten, wo ich Sie um meines Mannes Original Briefe an Sie bitte, u. hoffe ich, meinen Wunsch bereits erfüllt, wenn Sie dies erhalten. Es handelt sich um Folgendes, was aber f. d. Augenblick noch tiefes Geheimniß ist: Sie wissen wohl, daß Erler i. Berlin seit Jahr u. Tag schon Briefe Roberts sammelte (sogar unerlaubter Weise solche drucken ließ in verschiedenen Zeitschrifften, so daß ich ihn durch Advocaten warnen ließ, weil das neue Gesetz sagt, daß vor Ablauf der Schutzschrifft [sic] keine Briefe ohne der Angehörigen Erlaubniß gedruckt werden dürfen), und nur darauf wartet, daß Diese frei werden, um sie sofort zu veröffentlichen. Nun haben Härtel’s aber ebenfalls vor, noch einen Band Briefe herauszugeben, und zwar schon im October, um noch den Vortheil der noch 3 Monate dauernden Schutzfrist zu genießen, <die> <ich> wozu ich meine Einwilligung gegeben, u. ihnen noch einige Briefe, die an Sie, Johannes u Mendelssohn, <zu>versprochen. Jetzt, beim Lesen der Abschriffen, sehen wir, daß Diese lückenhaft copirt sind, u. wir doch der Originalbriefe zur Vergleichung noch ein Mal bedürfen, darum mein Thelegramm, denn Sie können denken, wie eilig die Sache ist. Ihre Zustimmung zur Veröffentlichung habe ich vorausgesetzt, und doch wohl nicht voreilig? bitte, lieber Freund, sagen Sie mir darüber gleich nur ein Wort, denn nicht eher werde ich die Briefe abliefern. Natürlich werden wir aus dem Einen, wo über Frau Grimm steht, die auf Selbe bezüglichen Stellen weglassen, wie Sie sich denn überhaupt meiner Discretion versichert halten werden. Verzeihen Sie die Flucht – ich soll hier nichts thuen, u. bin dabei zuweilen gehetzt, wie eben. Wohin soll ich die Originale zurücksenden? vielleicht an Mendelssohn? Oder wollen Sie sie sich in Vordereck wieder abholen? Ich hoffe, dies trifft Sie noch in Berlin? wo ist Ihre nächste Adresse?
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