Baden-Baden d. 16ten Septbr. 88.
Herzlichsten Dank, liebster Joachim für den lieben Geburtstag- Brief, der mich innig durch seine Herzens-Wärme erfreut hat, wenn Sie mir auch viel zu viel Schönes sagten! – Wir haben den Tag recht schön hier gefeyert, Woldemar überraschte uns mit Clementinchen von Wildbad kommend, u. das war sehr nett. Von meinen Kindern wurde ich wie immer mit Liebe überschüttet, und hätte, trotz meines hohen Alters, einen frohen Tag verleben können, drückten nicht die Sorgen um Ferdin. schwer auf mir, so daß ich oft allen Lebensmuth sinken fühle, und mich immer nur aufraffe in dem Bestreben diese Sorge meinen theueren Töchtern nicht durch meine Niederlage zu erschweren. Doch, klagen wollte ich nicht, es kömmt eben so unvermerkt, wenn man der alten treuen Freunde gedenkt. Mit dem Concert wird es sich aber wohl leider wieder zerschlagen, denn ich ersehe doch aus Ihrer letzten Sendung, daß wieder Wolff die Sache in den Händen hat, und ich fürchte die Agenten so, daß mir die leiseste Berührung unangenehm ist. Ich kann Ihnen hier Weiteres nicht sagen, aber, ich glaube es ist besser, wir lassen es, so schmerzlich es mir auch ist. Ich könnte wohl d. 13 Dec. ganz gut, wenn ich überhaupt spielen kann, Nathalie’s Tag nähme ich aber auf keinen Fall. Schreiben Sie mir ein Wort wegen Wolff, in welchem Verhältniß wir bei diesem Concerte zu ihm stehen würden?
Herzlichst Ihre
Clara Sch.
Bis 27ten hier deutscher Hof! Verzeihen Sie, ich habe aber schreckliche Tinte, alles verwischt sich! –
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