23.01.2024

Briefe



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ID: 13953
Geschrieben am: Dienstag 06.05.1862
 

Düsseldorf d. 6 Mai 1862.
Lieber Johannes,
nicht selbst, wie andere Jahre, kann ich Dir die Hand drücken und Dir sagen, wie ich das Schönste, Glücklichste, Dir wünsche, im Geiste aber bin ich bei Dir, nicht ohne das Gefühl der Wehmuth. Ich brauche Dir nichts weiter zu sagen, Du kennst das alte treue Herz Deiner Freundin, das ewig und immer dasselbe bleiben wird.
Erst gestern Abend habe ich den Fuß wieder auf deutschen Boden gesetzt! Heute kam mir als Morgengruß Dein lieber Brief, für den ich Dir herzlich danke. Leider war es mir wegen der Umstände, die es von |2| Belgien aus gemacht hätte, nicht möglich, mein Geschenk für Dich zu rechter Zeit abzuschicken, und erhälst Du es daher einen Tag später. Ich hoffe es macht Dir Vergnügen, und Du trägst es. Gleich als ich es in Paris sah, dachte ich, das <müssest> müßtest Du haben, weil ich es so hübsch fand. Sollte es ┌Dir┐ aber nicht gefallen, so schicke es mir wieder, dann weiß ich noch etwas Andere für Dich, was Dich wohl erfreuen kann.
Ich habe hier so furchtbar viel zu thuen vorgefunden, daß ich nicht weiß, wo anfangen. Heute bin ich sehr müde von allen Anstrengungen, muß noch ein paar nöthige Briefe befördern, darum eben nur meinen Gruß zum 7ten! ich muß nächster Tage einen Tag nach Cöln, ein Versprechen, was ich Hiller gab, der sich wirklich |3| bei der Pariser Reise freundschaftlich gegen mich bewiesen, dann aber geht’s gleich nach Berlin, wo es zu ordnen, schlichten ect. genug giebt. Dort erst wird sich entscheiden, was im Sommer geschieht, jedenfalls will ich 4–5 Wochen auf dem Rigi zubringen, da die Luft dort offenbar von bestem Einflusse auf meine Nerven gewesen.
Ich denke Ende dieser Woche in Berlin zu sein, 22, Schöneberger Ufer, und hoffe dort Deine Sendung zu finden, schreibe Dir auch von dort gleich.
Vergnügt wirst Du den morgenden Tag feyern, Alle werden sich bemühen, ihn Dir schön zu gestalten! laß mich bald hören, wie Du ihn verlebt hast. Von hier soll ich Dir die besten Wünsche von Allen sagen.
Leb wohl, gedenke liebend Deiner Clara.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Düsseldorf
  Empfänger: Brahms, Johannes (246)
Empfangsort: Hamm bei Hamburg
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
832ff.

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 11015-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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