Düsseldorf, d. 30. Sept. 1850
Meine liebe Emilie,
erst heute komme ich dazu, Ihnen für Alles Liebe zu meinem Geburtstage zu danken und Ihnen zu sagen, wie sehr mich die Grüße aus der Heimath erfreut haben; den Tag selbst erlebte ich jedoch in der größten Unruhe, denn wir waren im vollsten Einzugstrubel, so daß ich kaum daran dachte, daß es mein Geburtstag war, geschweige denn ihn in Ruhe mit den Meini¬gen hätte verleben können. – Jetzt sind wir nun so ziemlich eingerichtet, und musikalisch wird es auch bald lebendig werden. Zu meiner großen Freude wurde auf Veranlassung meines Mannes ein junger Violinspieler aus Leipzig, Herr v. Wasielewski, dessen großer Wunsch es seit Jahren war, mit meinem Manne in einer Stadt zu leben und musizieren zu können, für die Konzerte hier engagirt; und somit haben wir denn auch ein gutes Trio hier, was vorher fehlte. Der Singverein ist vortrefflich und sehr zahlreich, was Einem besonders bei den Alten und Tenören wohlthuend auffällt, die Alten z. B. sind doch wenigstens 20–25 jetzt, und da fehlen Viele noch, die von den Sommerreisen zurückerwartet werden. Mir fehlen aber immer noch die die[sic] alten bekannten lieben Gesichter im Verein! doch, ich denke, nach und nach wird mir auch hier manches lieb werden. Wie viel habe ich Ihrer gedacht! wie es Ihnen wohl geht, was Sie treiben, was musi¬zieren? schreiben Sie mir das recht bald, und wie es mit Ihrer Gesundheit geht? ich denke, wir werden doch immer in Rapport mit einander bleiben, freilich werden Sie aber auch noch aus der Ferne manche Bemühungen durch mich haben, so wie gleich heute der Kommissionen eine Menge.
Fürs Erste, was das Bad betrifft: Schink hat das Bad von mir gekauft und mir 5 Thaler gegeben; als er seine Sorge aussprach deswegen, so sagte ich zu ihm: Können Sie es nicht zu dem Preise verkaufen, so bin ich spä¬ter bereit, Ihnen eine Kleinigkeit zurückzugeben, – keineswegs also das Bad zurückzunehmen, was mir nicht im Schlafe einfallen konnte, da ich ja gar nicht in Dresden bin, und es doch gewiß nicht hierher bringen lasse. Wie sonderbar also von Schink, daß er nach kaum 14 Tagen sein Geld zurückhaben will! er soll es doch erst ein Jahr behalten, und ist er es dann noch nicht los, so bleibt einem ja noch die Auktion. Ich will Ihnen jedoch sagen, will ers durchaus nicht behalten, so lassen Sie es dem Auktionator Köhler hinbringen (d. h. Schink soll es hinbringen) und bitten ihn, es mit zu verauktionieren, wenns gerade paßt – geringsten Preis 4 Thaler. Wie steht es wohl mit den Doppelfenstern? sind sie noch nicht verkauft? wie wäre es wenn Sie einmal die Leute, die in unser Logis ziehen, frügen, ob sie sie nicht kaufen wollen? sie könnens wahrhaftig ohne dieselben im Winter nicht aushalten. (Sie wissen doch, es waren die Fenster aus meiner Wohnstube).
Mein Mann läßt Sie ferner bitten, Schink zu sagen, daß er den Kla¬vierauszug der Johannespassion von Bach von Pfretzschner holt (er ge¬hört m. Manne), sowie die Stimmen zu dem am letzten Freitag gesunge¬nen Abschiedsliede, und das Beides zu Herrn Bartheldes trägt mit der Bitte, Herrn[!] B. möchte es spätestens den 8ten Oktober nach Leipzig schicken unter folgender Adresse: Herrn v. Wasielewski, Tonkünstler in Leipzig, Neue Straße Nr. 1, 3 Treppen, zu gütiger Besorgung an Herrn Rob. Schumann. Er kann es unfrankiert schicken, wir berechnen uns dann schon mit dem Herrn. – Nun noch Eines. Sie erhalten hierbei 1 Paket an Gottschalk mit einem Briefe; Beides bitte ich Sie Selbst ihm zu bringen, und seine Antwort mir gleich mitzuteilen, oder wenigstens, wenn Sie mir die Stimmen des Mendelssohnschen Konzerts, die ich bis zum 20. Okto¬ber wiederhaben muß, schicken. In Gottschalks Briefe<n> steht Alles genau; ┌be┐sprechen Sie Sich deshalb mit ihm, ich möchte die Sache nicht gern doppelt schreiben – es betrifft eine Weihnachtsüberraschung für mei¬nen Mann. –
Was Sie mir etwa von Geld (Ertrag der Doppelfenster u. Klingel) zu schicken haben, das lassen Sie noch, behalten Sie.