Baden-Baden d. 16. Septbr. 1865.
Lieber Herr Stockhausen,
auf Ihr neuliches Schreiben ließe sich Vieles sagen, doch wie wäre es wohl möglich in Gefühlssachen Jemanden überzeugen zu wollen? die Hauptsache war eben, daß bei meinem Mißgeschick damals Ihr freundschaftliches Gefühl für mich so in den Hintergrund trat, daß es mich verletzen mußte. Doch, schweigen wir lieber von dieser unerquicklichen Sache – ich will mich bemühen sie zu vergessen. Ihre Concertpläne sind ja wieder höchst verlockend! Und doch kann ich leider noch gar nichts bestimmen, da ich jetzt im Augenblicke selbst nicht weiß, wo mein Weg mich hin- führen wird. Ich wollte im Nov: nach Wien, da kommt aber Allmann-Patti, und finde ich es doch nicht günstig mit Diesem zusammenzutreffen. Vielleicht gehe ich nach Schweden, dann käme ich über Hamburg. Sobald ich Genaueres weiß, schreibe ich es Ihnen. Von Ihrem regen Treiben zeugt wieder die Gesangsschule; wird das Unterrichten Sie aber nicht sehr angreifen, und wäre es damit in zehn Jahren nicht auch noch Zeit gewesen? ich habe immer wieder die Bedenken für den Sänger! Hier ging es diesen Sommer sehr lebendig zu; große Freude hatten wir an Joachims Besuch. Nun ist er ja wieder in Ihrer Nähe. Johannes war den ganzen Sommer hier, und da gab es denn manch schöne Stunde! neulich probierte […]
und wird wohl in der Schweiz beginnen. Ich denke, die Hamburger werden ihn doch auch engagieren! – Er grüßt Sie schönstens, auch erwiedern meine Kinder Ihre freundlichen Grüße für Sie, Ihre liebe Frau und den kleinen Weltbürger; ich füge meine Grüße bei und bin mit vollkommener
Ergebenheit
Ihre
Clara Schumann
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