Dresden den 23sten November 1846.
Hochgeehrter Herr,
Sie werden sich wundern, daß ich meinem gestrigen Briefe bereits wieder einen neuen nachsende. Meine Frau hat nämlich einen, wie ich glaube, sehr guten Gedanken gehabt. Sie ist seit vielen Jahren mit Madame Viardot Garcia befreundet und glaubt, daß diese sich vielleicht bereit finden ließe, die Parthie der Peri im Konzerte der Singakademie zu übernehmen. Daß dies nun eine bedeutende Wirkung für den Erfolg der Aufführung sein würde, stimmen Sie wohl überein, wie dies mein größter Wunsch wäre. Es fragt sich nun, ob Sie über die Besetzung der Hauptparthie etwas bestimmt, und ob Sie glauben, daß seitens der verehrlichen Directorin der Singakademie einer Künstlerin eine Offerte zu machen wäre, die einigermaßen im Verhältniß zu ihren ausgezeichneten Leistungen stünde.
So weit ich Mad. Viardot kenne, würde sie Ihre Freundschaft für mich und meine Frau für's erste hauptsächlich zur Übernahme der Rolle bestimmen, so daß ich glaube, der Gedanke an ein etwa nicht aufzubringendes wäre hier fallen zu laßen.
Andrerseits ist freilich anzunehmen, daß ihre Mitwirkung eine bedeutende Anzahl Zuhörer mehr in das Concert ziehen würde, und die etwa gesteigerten Kosten soweit reichlich aufwöge.
Haben Sie nun die Güte, mir über meinen Vorschlag vor der Hand Ihre Privatansicht mitzutheilen, wie ich Sie denn auch ersuche, über meine Mittheilung gegen Jedermann strengstes Stillschweigen zu bewahren, da Mad. Viardot noch nichts von unserm Anliegen weiß, und wir natürlich wünschen, daß es ihr nicht durch dritte Personen zu Gehör kömmt.
Ihre gefällige Antwort auf diese Zeilen bitte ich Sie, wie bisher nach Dresden ad[ressieren] zu wollen, von wo sie mir im Augenblick nach Wien nachgeschickt wird.
In ausgezeichneter Hochachtung verharre ich
Ihr ergebenster
R. Schumann.
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