Theurer Freund,
Vieles habe ich Ihnen mitzutheilen, erstens viele Grüße von meiner Frau und mir, dann eine Einladung des Concertcomités, die auch eine von uns ist, ob Sie uns nicht zum 1ten Concert am 27sten October mit Ihrer Gegenwart erfreuen wollten und ob Sie vielleicht für diese Zeit mit unserer Behausung fürlieb nehmen. Die Proben sind Dienstag d. 25sten Abends und Mittwoch Nachmittags 3 Uhr oder auch, wenn Sie wünschten, Donnerstag früh. Gern möchten wir auch in diesem Concerte die Hamletouverture aufführen und würde das Programm etwa so sein: Ouverture zu Hamlet, Concert (vielleicht von Mendelssohn), Gesangstück, Violinsatz, und Walpurgisnacht von M. Wie schön, wenn Sie Ihre Zustimmung gäben! Auch des geschäftlichen Theils muß ich erwähnen, des Honorars (10 Friedrichsdor), das freilich kein verhältnißmäßiges <> und nach Maßgabe der beschränkten Verhältnisse kleinerer Städte zu beurtheilen ist. Wie gern hätten wir Sie gestern unter uns gewünscht! Es war ein Freudentag, der Geburtstag meiner Frau. Ich habe sie überlistet mit einem Flügel, dann auch mit einigen Compositionen. Es hat sich bestätigt, wie Sie mich schon vermuthen ließen, daß ich eine Ouverture zu Faust componirt habe, dann auch ein Concertstück für Pfte, mit Orchester, und eine Phantasie für Violine mit Orchester, bei der ich indeß während des Schaffens mehr an Sie gedacht. Ich sende sie mit; es ist mein erster Versuch. Schreiben Sie mir, was daran vielleicht nicht praktikabel. Auch bitte ich die Bogenführungen bei Harpeggien, wie überhaupt, mir in dem Manuscripte zu bezeichnen und mir die Partitur dann für einige Tage zurückzuschicken. Die Cadenz ist nur eine vorläufige; sie scheint mir zu kurz und ich denke sie später durch eine größere zu ersetzen. Oft denken wir Ihrer und der letzten verlebten Stunden! Möchten sie sich bald erneuern!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Robert Schumann.
D., d. 14ten Sept. 1853.
|