Liebe Frau Schumann.
Es ist leider mit der Erfüllung unseres Wunsches, nocheinmal in Herrenhausen vereint zu musiciren, nichts geworden. Ich habe mich am 2ten Tage in Herr.sen gemeldet, aber die Herrschaften nicht gesehen; nun höre ich eben, der König wäre gestern nach Berlin. Er hat meiner an seinem Geburtstage in sehr liberaler Weise gedacht. Eine Zulage von 1000 Thalern Gehalt ohne Ansuchen zu ertheilen, muß man wirklich recht königlich nennen! Ein Rescript vom Finanz-Ministerium setzte mich vorgestern davon in Kenntniß, daß mein Gehalt verdoppelt sei, ohne daß mir dadurch neue Verpflichtungen auferlegt werden. Ich habe dann gestern einen Dankbrief abgeschickt und habe für's Erste -- nicht gekündigt. Wie lange ich nun noch bleibe, weiß ich nicht, keinesfalls über 14 Tage. Nach Berlin will ich noch vorher auf 2 Tage; nach Hamburg bin ich deshalb nicht, weil ich doch nach der Gnadenbezeugung <ich> mich melden mußte, und jetzt ist`s zu spät, da Goldschmidt`s am 15. nach Stockholm segeln. -- Morgen gehe ich mit Lindner die Sonaten von Bach durch. Wohin soll ich dann das M: Scrpt. senden? Ich erwarte Ihre Befehle darüber und hoffe überhaupt, wenigstens ein paar Zeilen vor Ihrer Abreise zu hören. Frl. Leser und Junghié bitte ich mich zu empfehlen, auch Frlein Marie freundlichst zu grüßen.
In herzlicher Ergebenheit
Ihr
Joseph Joachim
Am 13ten
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