Hastings, am 17ten
Liebe Frau Schumann
Sind Sie mir wirklich so böse, daß Sie gar nicht mehr schreiben wollen? Oder haben Sie meine beiden letzten Briefe nicht erhalten? Ich weiß gar nichts von Ihnen, und muß diese fragenden Zeilen nach Düsseldorf auf’s Gerathewohl schicken; Fräulein Leser wird sie gewiß zu Ihnen befördern können. Verehrte Freundin, ich hätte Ihnen wohl zu Ihrem Geburtstag schreiben sollen, und wollte es auch; aber eine recht traurige Nachricht hat mich in den letzten Tagen <> tief berührt – meine Schwester Regine (die älteste nach Ihrer Freundin Josephine) ist gestorben, und ich erfuhr es erst durch meinen Bruder, über eine Woche später, da er mir es nicht von London hierher schreiben, sondern lieber selbst kommen wollte, um es mir mitzutheilen, es mir nach und nach beizubringen. Ich hatte in Pesth bei der Schwester Regine gewohnt, und Sie können denken wie mir die Sache im Sinn lag. Daß ich Ihrer an Geburtstagen, und an allen andern im Jahre treu gedenke, das wissen Sie wohl, wenn ich auch nicht so zart und liebevoll zu erfreuen verstehe, wie es Ihnen bei festlichen Stunden Ihren Freunden gegenüber immer gelingt. Es ist hier am Meer ganz herrlich, und ich werde mich schwer trennen; doch muß es ja sein, da ich Ende dieses Monats in Hannover eintreffen muß, um meine Zeit aus zu dienen. Werde ich Sie in Düsseld. sehen? Schreiben Sie nach London unter Adresse von 41, Pall Mall, meines Bruders Westendwohnung, bloß um mir zu sagen wo Sie eben sind, wenn Sie nicht zu mehr Zeit haben. Es ist gar zu unbehaglich nicht zu wissen wo die paar Menschen sind, um die’s Einem auf dem Erdball zu thun ist! Die Mendelssohns8 sind wohl, frisch wie die Fische mit denen sie alle Tage im Meer baden. Paul d. J. ist ein angenehmer lustiger Patron, den ich sehr gern mag.
Die Ihrigen herzlich grüßend
Ihr Joseph J.
Eine angelegentliche Empfehlung an Frl. Leser und Frl. Jonghie [sic].
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