23.01.2024

Briefe



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ID: 17485
Geschrieben am: Freitag 20.09.1872
 

Liebe Frau Schumann!

Sie müssen für Ihre Freundin mit den wenigen Takten fürlieb nehmen. Ich bin in diesen Tagen Geschworener, was noch zu meinen anderen Geschäften kommt. Wenn ich auch meist „abgelehnt“ werde, so hält das doch bei dem weiten Weg in <den> die Klosterstraße sehr auf. Heute habe ich übrigens gesessen, und sogar den Richtspruch der Geschworenen zu verkünden gehabt, als Obmann; immerhin ein feierlicher Moment! Ein armer Kerl, ein 21 jähriger Arbeiter, hatte einen Mitarbeiter, der ihn deutsches Hundeblut schimpfte (es war ein Pole), mit dem Holzschuh geworfen, und der war an der Wunde gestorben. Wir erkannten schuldig mit mildernden Umständen, und er wurde zu einem Jahr Gefängniß verurtheilt. Wie mir scheint zu viel! – Von Ursi werden Sie Brief erhalten haben; auch den gestrigen habe ich ihr geschickt, zur Beantwortung. Sie will über Frankfurt und Cöln nach Wien. Wie steht es denn mit einem Concerte hier? Brahms Dedication ist vom König schon angenommen. Rudorff ist zurück, und will ich eben mit ihm bei Simrocks essen. Er grüßt. Nicht minder Sie und die Ihrigen (inclusive des Kleinsten, der neulich
vergessene jüngere Marmorito)
Ihr
Joseph J.

  Absender: Joachim, Joseph (773)
  Absendeort:
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
1085f.

  Standort/Quelle:*) D-DÜhh
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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