Liebe Frau Schumann!
Da bin ich schon wieder: u. zw. muß ich Sie ersuchen Sich gefälligst in Bälde zu entscheiden ob Sie das Quintett mit Lindner oder Müller spielen wollen? Sie haben, wie mir gesagt wurde, eine Abneigung gegen letzteren, die ich nicht unerklärlich finde, wenn man das Ehepaar Müller in seiner Totalität vor Augen hat; die Leute sind gewöhnlich – indeß hafte ich musikalisch für seine Leistung im Quintett, das ich schon mit ihm öffentlich gespielt, wie Sie denn mit seinen Leistungen im Quartett diesen Winter auch zufrieden gewesen wären, glaube ich mit gutem Gewissen sagen zu können. Sie sollen aber die Wahl natürlich haben. Ihn wegzulassen gieng nicht, da er ja immer mit mir öffentlich spielt, und da er sich darum bewarb, es als besondere Kränkung empfunden hätte. Übrigens kann ich nicht umhin, Ihnen den fraglichen Brahms’schen Brief zu schicken – damit Sie Sich nicht schlimmeres darunter denken. Wäre ich nicht von seinem letzten Begegnen etwas mißtrauisch gestimmt in Bezug auf seine Zuneigung, und hätte ich nicht auch von anderer Seite gehört, daß er die Aufführung des Requiems nicht sehr gern sieht, ich <hätte> würde am Ende selbst weniger in dem mehr eiligen als absichtlichen Brief heraus gelesen haben, weniger Gleichgültigkeit meine ich.
Herzlich ergeben
Ihr
Joseph J.
Meine Frau reist erst Mittwoch; ist arg erkältet.
Sonntag.
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