Panker. Lütjenburg. Holstein 18 9/9 69.
Meine liebe Frau Schumann
Da Elise uns neulich schriftlich den 9ten Septbr. als Julie’s Hochzeitstag bezeichnete, so kann ich nicht umhin Ihnen meine innigen Wünsche nochmals zu wiederholen, u. Sie meiner herzlichen Gedanken zu versichern, die Sie ins Besondere heute aufsuchen, wo ich Sie inmitten Ihres Familienkreises sehe. Gott versüße Ihnen aber die Trennung von Ihrer lieben Julie, die in jedem Falle für Sie recht schmerzlich sein muß. – Lieschen gab mir détails, die mich lebhaft interessirten, auch, daß Graf Marmorito solch eifriger Schumannianer sei, das ist doch schön; u. gewiß bei seinen Landsleuten nicht häufig. Hoffentlich hat er die Tiefe deutschen Wesens überhaupt erfaßt, wie es ja scheint nach seiner Wahl, – und bringt neues Glück u. neue Freuden in Ihr Haus, das ich vor jedem Leid bewahrt u. beschirmt wißen möchte. Manchmal wünschte ich Ihnen, er wäre ein Deutscher. Es soll nun aber so sein, daß Julie „dahin zieht, wo die Citronen blühen“ nach dem von Ihrem Manne so wunder- u. sehnsuchtsvoll besungenen Lande; u. so ist es ja wohl gut. – Für die Zurückbleibenden ist der Abschied bekanntlich immer am Schwersten – Ach wenn es doch überhaupt keinen gäbe! – Baden u. sogar Lichtenthal denke ich mir jetzt sehr belebt und bevölkert, durch die weniger angenehmen Rennen, von denen Sie natürlich ganz unberührt bleiben. Hier ist die Erndte jetzt vollendet u. eingebracht, u. es trat Nachsommer ein, mit schönen hellen, doch leider schon kürzeren Tagen! Auf Wiedersehen so Gott will in Frankfrt liebe Fr. Schumann, u. bis dahin u. immer schenken Sie mir freundschaftliche Erinnerung
Ihrer treuen
Anna.
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