23.01.2024

Briefe



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ID: 17954
Geschrieben am: Montag 14.05.1877
 

Ddf. 14 Mai 77.
Liebe Freundin!
Nachdem Frl. Hanke nach etwas unfreiwilliger Verzögerung einen Entwurf [mit Instrumenten] gemacht hatte, welcher unsrer Ansicht nach Ihren Wünschen nicht entsprochen haben würde u zugleich erklärte, dß ein derartiges Fähnchen mit Instrumenten etc. nicht zu sticken möglich sei, erlaube ich mir Ihnen einen flüchtigen Entwurf von mir zu übersenden. Indem ich Ihnen anheim geben muß, ob Sie etwa in Berlin Umfrage halten wollen, ob man dort dergleichen sticken kann, oder ob Sie auf Frl. H. Vorschlag eingehen wollen, das innere Feld auf hellem gräulichen od. gelblichen Grunde mit einfacher Sepiafarbe malen zu lassen, [nach meiner Zeichnung, wenn dies Ihre Zustimmung hat.] umgeben von einem dunkelbraunrothen Atlasrand mit Stickereien, stelle ich Ihnen meinen Entwurf zur gänzlichen Verwerfung od. Benutzung ganz zur Verfügung. Ob Derartiges in Stickerei, mit aufgenähten farbigen Stoffen untermischt [ausführbar ist], kann ich natürlich nicht beurteilen. Aus alter Zeit kenne ich genug sehr feine Stickereien, selbst von menschlichen Figuren.
Sollte sich die Sache [in Berlin] in Stickerei herstellen lassen u sollte kein Zeichner vorhanden sein, welcher nach meinen plumpen Linien genügend die nothwendige Ausführung derselben herstellen könnte, so bin ich gern bereit eine ausführlichere Zeichnung zu machen u sorgen Sie nicht, dß mir dies Unbequemlichkeit od. zuviele Mühe machte. Ich mache dergl. gern, nicht bloß für Sie. Zur Erklärung meines Entwurfes sage ich, dß ich die nothwendigsten Instrumente nach bestem Wissen wählen wollte um die Musik zu repräsentiren; also: Violinen, Violoncell, Pauke, Posaune – zur Aushilfe, Cymbeln etc. An dieser Wahl kann noch beliebig geändert werden, wenn auch die Stellung der Posaune in der Zeichnung nicht leicht zu ersetzen wäre durch ein andres Instrument. Flöte od. Klarinette würden immer noch Platz finden.
Um nun aber das Klavier zu repräsentiren, welches nicht in den Raum zu bringen ist, war mein Gedanke oben in dem Bande ein einfaches Notensystem anzubringen, in welchem der Anfang irgend einer Lieblingsmelodie des H B., natürlich von Ihrem Mann, geschrieben stehen müßte, z. B. wenn Sie etwas hätten [so kurz u verständlich annähernd] wie der Ackermann, der aber doch wohl nicht paßt. XXX (lachen Sie nur! über meine Noten!)
Auf diesen Einfall thue ich mir nämlich etwas zu Gute; denn wie Jemand ein Geschenk der Art von Ihnen betrachten könnte, ohne an ein Klavier gemahnt zu werden, ist undenkbar; also darf es nicht fehlen. Sollten die Instrumente in der natürlichen Größe [der Fahne] zu groß werden, so kann man sich nur mit Verbreiterung des Randes nach Innen helfen. Der Rand würde mit Arabesken zu verzieren sein. Die Zweige im Innern, welche schlecht in der Zeichnung gerathen, sind Ihrer Angabe gemäß Lorbeer u Eiche.
Ihrer Entscheidung entgegensehend grüße ich Sie u die Kinder auf das Herzlichste!
Ihr
EB.

Kann man es in B. noch aushalten?

P. S. Nach reiflicher Ueberlegung mit meiner Frau sind wir der Meinung, daß die Arbeit vielleicht, ohne Ihre Beaufsichtigung u Feststellung im Einzelnen, Ihren Wünschen nicht ganz entsprechen würde. Wir glauben daher Sie gingen sicherer wenn Sie es in B. in d.[er ] einen od. der andern Weise herstellen ließen.
Meine Dienste stehen deßhalb doch zur Verfügung.

  Absender: Bendemann, Eduard (174)
  Absendeort: Düsseldorf
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  SBE: II.6, S. 242f.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 3,224
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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