München 29/8 79.
Liebe Freundin!
Meine Frau wünscht dß wir Ihnen ein Zeichen unserer Nähe geben u ich folge ihr gern um Ihnen zu sagen, wie wir über das Telegramm der verehrten Fr. v. H. betrübt sind. Hoffentlich hören wir bald Beßeres – das ist unser aufrichtiger Wunsch. Uebrigens läßt Ihnen Lida noch sagen, dß es hier eine solche Hitze u Blendung in den Straßen ist, dß Sie froh sein möchten in dortiger Frische zu sitzen od. vielmehr leider! zu liegen. Wir haben eine kannibalische Hitze in der Eisenbahn gehabt – dazu vis à vis 2 Damen mit einem nach Freiheit lechzendem Pudel auf dem Schooß! Nachdem wir heut Morgen im Hôtel Marienbad zum Café 10 Bekannte verspeiset (GhRth Schöne, Dr. Jordan, Prof. Grosse nebst Frau, Max M. v Weber nebst Tochter, Prof. Sussmann mit Tochter u noch 2 Damen aus Dresden) haben wir bereits bis 1 Uhr, von 9 Uhr an, die Ausstellung durchwandert. Der erste dem wir begegneten beim Eintritt, war Otto Hübner, Rudolf wird dies interessieren u Ihnen denselben erklären. Er, Hübner, hatte bis 12 Uhr in der Trilogie gesteckt. Beim Abdessen hier im Hôtel sagte der Kellner, Wagner wäre schlimm für die Kellner, denn er wäre Schuld, dß sie immer um 12 Uhr noch einmal zu serviren anfangen müßten. – Dies unsere musikalischen Erlebniße.
Nun noch unsern Dank an Fr. v. H. für die Depesche. Wir hoffen Sonntag Abd durch Rudolf wieder von Ihnen zu hören. Möge es Gutes sein! Herzliche Grüße an Sie, Marie u H u Fr. v. H. – Rudolf bitte ich zu sagen, dß ich morgen [erst] die nöthigen Erkundigungen einziehen kann – auch ihm unsern Gruß.
Ihr
ergbn
EB.
Verzeihen die schlechte Schreiberei.
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