23.01.2024

Briefe



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ID: 17992
Geschrieben am: Dienstag 09.05.1882
 

Ddf. 9/5 82
Liebste Freundin!
Meinen Dank für Ihr, mir wieder erwiesenes, Zutrauen! Möge ich es rechtfertigen! Meiner Meinung nach, welche ja auch Lida u Frl Leser theilt, ist es kein Unrecht gegen Ihre Kinder, wenn Sie gegen einen eventuellen Verlust an Ihrem dereinstigen Nachlaß, einen so hohen Preis für Ihr Nest bezahlen u dadurch den Vorzug eines festen Wohnsitzes u das Vergnügen der Seßhaftigkeit in einem hübschen Hause haben. Das ist sehr viel werth gegen die Chance, vor die Thür gesetzt zu werden! Also meine ich dß Sie das Haus kaufen könnten. Aber ich setze voraus, dß dasselbe von einem zuverläßigen Sachkundigen untersucht worden ist oder untersucht wird, u dß es wirklich den genannten Preis werth ist. Sie werden also unbedingt einen solchen Sachverständigen zu Rathe ziehen müssen, wenn es nicht schon geschehen ist. Unter allen Umständen müssen Sie [aber] Jemand ganz zuverläßlichen noch außerdem bei der ganzen Angelegenheit zur Hand haben, dem Sie ja von Ihren Verhältnißen nichts mitzutheilen brauchen. Sie werden von einem solchen erfahren wieviel Steuern u sonstige Ausgaben laufend zu zahlen sind u. s. w. u. s. w. Wenn Kissel in Fr. wäre, so schiene mir der der ganz geeignete Mann; um in Ihrem Interesse zu rathen – auch bei der Wahl eines Juristen, denn sie müssen unbedingt auch einen solchen stets zur Verfügung haben .
Frl. Leser argwohnt, dß Ihr jetziger Wirth Sie durch einen andern Käufer vielleicht drängen will zur Entscheidung. Das ist recht möglich. Sie würden sich ihm gegenüber bis zu einem bestimmten Termin das Vorkaufsrecht sichern können.
Aber da sind gewiß noch manche Dinge, die mein Malerverstand nicht alle voraussieht – darum suchen Sie sich vor Allem einen guten Beirath zu schaffen! das ist das Nöthigste für den Augenblick.
Lida grüßt Sie u die Kinder aufs Beste ebenso, wie ich.
Ihr
E Bendemann

Daß der Wirth Sie in 6 Wochen bereits hinaussetzen kann, überrascht mich. Steht das kontraktlich fest?
Bei uns sind die Kündigungsfristen bei großen Wohnungen, ganzen Häusern, bedeutend länger. Namentlich bei event. Hausverkauf. –

  Absender: Bendemann, Eduard (174)
  Absendeort: Düsseldorf
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  SBE: II.6, S. 292ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 4,169
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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