23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 18472
Geschrieben am: Samstag 29.03.1890
 

1, Moreton Gardens,
South Kensington.

London März 29 1890

Sehr verehrte Frau Schumann,

Seit Empfang Ihres gütigen Schreibens vom 13 März habe ich wiederholt mit Professor Joachim die Angelegenheit des Einwirkens meiner Erwiderung auf die falschen Angaben in dem „Janotha“ Aufsatze besprochen.
Die Angelegenheit lag in seiner Hand, und allerdings an guter Stätte, denn er hat |2| zu ihrer Erwägung gleich warmes Interesse wie ruhige Erwägung der obwaltenden Verhältnisse gebracht. – Sie verehrte Frau, haben von Joachim selbst wiederholt darüber gehört, und ich habe gerne erfahren, daß der nunmehr in der April-Nummer des Murray’schen Magazines erscheinende kurze Paragraph Ihre Billigung hat.
Ich habe mich vor allen Dingen überzeugen wollen, daß es wirklich eingerückt ist – und |3| da dies der Fall ist, so schließe ich ihn hier bei.
Ob Sie es der Mühe werth erachten werden, wie darin gewünscht wird, die Angelegenheit weiter zu verfolgen, kann ich natürlich nicht ermessen.
Jedes "Magazin" (Monatsschrift) ist vorübergehender Natur, das Murray’sche ist ein nur 3 Jahre altes, und obschon in Familien Kreisen sowohl in England wie auch in den Colonien gelesen, hat sich noch keine besondere Stellung errungen.
Fräulein Janotha hat sich gewiß nicht besonderer Rücksicht verdient gemacht; jedoch würde |4| eine weitere eingehende Antwort Ihrerseits ihrer Stellung in Eng-land, die ohnehin keine recht sichere ist, außerordentlich schaden.
Hiermit habe ich, verehrte Frau alles gesagt, was mir Ihnen gegenüber anzudenken zusteht. Mir, dem hier Ansässigen, in dessen Händen das Andenken hingeschiedener als Pfand lag, und das jeder Zeit unter besonderer Obliegenheit sich befindet, gegen Lebende und Hochgestellte, mir was es nicht vergönnt, den Artikel mit Stillschweigen zu behandeln – und ich sehe mit Freuden aus Ihren Briefe, daß meine Bemerkungen Ihre Billigung gefunden haben.
Ich hoffe aufrichtig, daß diese Zeilen Sie bei gutem Wohlsein antreffen und verbleibe mit Empfehlungen an Ihre Töchter Ihr verehrungsvoller
Otto Goldschmidt


[Erhalten ist folgende Antwort vom Murray’s Magazine 1890:]
We understand that Madame Schumann does not endorse certain statements in an article in our January number entitled „ Madame Schumann and Natalie Janotha.“ We unfortunately learned this too late to insert anything on the subject in the present issue, but we hope that Madame Schumann may at some future time give our readers her own version of the circumstances in question, with a view to removing any incorrect impression the article may have produced.

  Absender: Goldschmidt, Otto (546)
  Absendeort: London
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 7
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-018-6
266ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus. Nachl. K. Schumann 6,8
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten (Mehr Informationen).
Wenn Sie auf unserer Seite weitersurfen, stimmen Sie bitte der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu.