6. Juni. 82. Wildbad Hotel Kumpp.
Meine liebe theure Frau Schumann,
Ich kann nicht erst auf Böhmen warten u. auf die Buffetzeichnung um Ihnen zu sagen, mit welcher Dankbarkeit u. Freude Sie unsre Herzen erfüllt haben u. wie wir uns bereichert fühlen durch die gar so gute bei Ihnen verlebte Zeit! Sie haben’s uns hoffentlich angemerkt wie froh wir unsres Lebens bei Ihnen wurden, so daß Sie sich ein bischen belohnt fühlen für alle Gutthaten u. alle Liebe die Sie uns erwiesen haben u. entschädigt für die mancherlei Unruhe die wir doch in’s liebe Haus brachten! Das schöne liebe Haus – wie uns das freut, daß wir’s nun kennen u. uns mit Ihnen freuen können über dessen Besitz u. daß es ein Gesammtbegriff jetzt für uns ist: das Haus Schumann, an dem uns kaum mehr was fremd ist u. wir künftig eine so deutliche Vorstellung von Ihrem Thuen u. Treiben, wie von dem Schauplatz Ihrer Thätigkeit u. Beschaulichkeit haben. – Wir sind so froh auch hier bei meinem guten „entzückten Stockhausen“ aber wir sind doch so schwer von Ihnen fortgegangen; es ist immer gefährlich mit so lieben Menschen wie Ihr es seid eng u. innig zusammen zu leben auf kurze Zeit, man empfindet dann um so stärker wie lang die Zeit ist in der man nichts von ihnen hat – u. doch wie viel Erinnerung haben wir mit fortgenommen die unverwischbar ist u. die wir hegen u. pflegen wollen bis wieder einmal Gegenwart aus der lieben Vergangenheit wird – Hier ist es überraschend hübsch, überraschend vor allem war uns die Luft die einen belebenden Carakter hat fast wie in den Alpen, – ich gehe auch plötzlich wieder ganz leicht, dafür hat der Heinz ein bischen Hüftweh, grade genug um es angemessen zu finden die Bäder zu brauchen die oft schon nach 3 Malen wirken sollen u. eben liegt er nach genossenem Bade vorschriftsmäßig auf dem Bette, seine kl. Haydnschen Partituren in der Hand. Mir klingen noch Ihre lieben lieben Worte über diesen meinen Mann in den Ohren, wenn man jemand recht lieb hat thut es doch so wohl ihn von einer Frau wie sie [sic] verstanden u. anerkannt zu sehen denn wissen Sie – nicht nur Schumannsche Handschriften gewinnen, von Ihnen beglaubigt an Werth! Ihre Worte waren also eins der vielen lieben Geschenke die ich in unsrer glücklichen Woche von Ihnen empfangen.
In Wernsdorf „Schloß Wernsdorf“ bei Kaaden Böhmen wir treffen Freitag dort ein. hoff ich einmal durch Genchen oder Fillu zu hören wie s Euch allen geht ob Ihre Krämpfe aufgehört u. Sie sich mehr in der Entsagung üben! u. ob Marie fortfährt Ihnen das durch leckere Speiszettel auch so schwer zu machen, ob Genchen’s Sommerpläne sich befestigt u. der einzig vernünftige Vordereck Plan zur Ausführung kommt, ob die „Dame“ zur Vernunft gekommen u. trotz der 100 M. bei Ihnen bleibt, ob der Pfeilerkopf am Garten Ende noch aufrecht steht, ob das Gras „fetter grünt“ u. hunderterlei mehr, das zu erfahren ich hungrig bin.
Noch eins was ich zu sagen vergaß,: ich war so frei zwei musik. Lexica’s an Ihre Adr. senden zu lassen u. versäumte Sie zu bitten, die Artikel Schuman u. Wieck in Beiden nachzulesen u. offenbare Fehler od. Ungenauigkeiten am Rande des Blattes bemängeln zu wollen. Mein Bruder hat die Aufgabe die beiden Bücher (von denen Riemann das anständigere aber auch nicht ausgezeichnete ist) für ein Musikblatt zu besprechen u. so ein paar Notizen erleichtern ihm die Arbeit sehr. Fillu ist dann wohl so gut, der brave Rastlbinder, mit 2 Kreuzbändern versehen die Bücher an die einliegende Adr. zu befördern. Und nun Ade Ade! Bleiben Sie uns gut Sie Liebe so innig von uns Verehrte; in Dankbarkeit u. Liebe küssen Ihnen die Hände
Ihre treuen Herzogenbergs.
Sagen Sie dem lieben Genchen wir wärn erst in Heidelberg wieder vereinigt worden! Und Marie, wie dankbar wir für das Hahnchen u. das sorgsam hinzugefügte Halbe gewesen seien, denn wir hätten richtig nirgends was bekommen können, mit wahrem Heißhunger wurde es verzehrt.
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