4. Nov. 91. München.
Meine theure Freundin
Ihr Brief u. spätere Karte an Fiedler den ich gebeten, Ihnen an meiner Statt zu schreiben, haben mich tief gerührt. Ihre Theilnahme hat etwas Einziges die Einen für Manches schadlos hält!
Daß Heinrich etwas rascher von Berlin aufbrach, als er beabsichtigt hatte, lag an Adolf Hildebrands Kommen, Er sah dem lieben Freunde an, daß er mich in einem recht elenden Zustand hier verlassen hatte u. da das Nothwendigste der Geschäfte abgeschlossen war, mochte er nicht länger zögern. Seitdem ist Gottlob Erleichterung eingetreten, wie denn der Zustand ewig wechselt, u. ich habe heut schon den 2. Tag kein Kopfweh, eine jetzt bei mir ungewöhnliche Vergünstigung! Dr Schmid hat versucht, durch vermehrte Transpiration den Körper der zu wenig Flüssigkeiten ausgiebt, zu entlasten, u. gleich nahmen die Kopfschmerzen, die oft wirklich qualvoll werden, ab. Ich bin so dankbar, den gewissenhaften Arzt hier zu haben, aber wann ich fort darf, wissen wir noch nicht. Ich denke mit wachsendem Mitleid an Ihre unermeßlichen Leiden meine Theuerste, ach könnte ich Ihnen helfen. Haben Sie wegen eines Aufenthalts im Süden Kussmaul befragt? Eine Freude war mir gestern ein Brief Lili Wachs die mir von dem Besuch bei Ihnen erzählte u. beglückt von Ihrer lieben, lieben Art u. Ihrer Güte mit ihr war; auch durch Bilder die Sie ihr u. Wach geschenkt hatten. Auch fand Sie trotz Ihrer Leiden Ihr Aussehen besser als <Sie> sie gefürchtet. – Fiedlers grüßen liebevollst, Heinrich mein treuer selbstloser rührender Kamerad küßt Ihnen die Hände, u. wir hoffen Ihnen bald Besseres – von Ihnen das Gleiche wünschend – schreiben zu können. Da ich so selten schreiben kann, bitte ich Eugenie, Filu über mich zu berichten.
Heut war ein Feiertag für mich!
In treuster Liebe
Lisl.
Fiedlers sind meine wahren Wohlthäter, ich kann ihre Güte nicht genug preisen.
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