Liebe Frau Schumann
Als ich gestern meine Zeilen zur Post brachte, dachte ich mir, daß wohl wieder unsre Briefe einander begegnen würden, wie so manches Mal schon! Sicher freilich war ich meiner Sache nicht diesmal, da wir so sehr in’s Stocken gerathen mit schreiben. Wie lieb von Ihnen, daß Sie sogar des kleinen Menschleins gedacht; wir danken innigst. Ihren englischen Brief finde ich ganz untadelhaft in Gesinnung und Schreibweise bis auf ’ne kleine sächsische Zerstreutheit auf den vorletzten Zeilen, wo – na Sie werden ja das einzige bischen „schlechtes Englisch“ selbst beim revidiren herausfinden! daß Sie nicht unter 20 Guineas spielen wollen finde ich ganz natürlich, und würde ich das selbstverständlich auch Chappell sagen. Es lohnte ja auch gar nicht, <> da Sie nur 3 Male wöchentlich auftreten. Ihre Reiseverköstigung könnten Sie für 2 Personen nicht gering nehmen. Was wollen Sie aber nur sagen mit dem „ich hätte ein Recht mehr zu beanspruchen“? Das wäre eine gute Gelegenheit ein wenig zu grollen und empfindlich zu sein! Das will ich aber ein für alle Male nicht mit Ihnen. Mir scheint es ausgemacht, daß Chappell Ihren Vorschlag annehmen wird, wenn er sich nicht daran stößt, daß Sie nur für 3 Wochen <spielen> zusagen wollen. Es soll mich von Herzen freuen, wenn Sie mit mir Leid und Freud theilen! Wo wird Johannes Ende Oktober sein? Ginge er doch
nach der Schweiz zurück!
In Eile
Ihr Joachim
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