Liebe Frau Schumann!
Ihrem Wunsch entsprechend versuche ich Ihr Vorwort in meine Worte zu kleiden, aber ohne zu glauben, daß meine „geübte Feder“ (sollen das Spitzen sein?!) es im geringsten besser gestaltet. „Zur Herausgabe der nachfolgenden Studien aus Czerny’s Pianoforteschule bestimmt<e> mich der Wunsch solchen Schülern, welche nicht in der Lage sind sich das ganze werthvolle Werk anzuschaffen, wenigstens denjenigen Theil der Übungen zugänglich zu machen, der mir für die Entwicklung einer (der) guten Technik am unentbehrlichsten (oder am wichtigsten) erscheint.“ Ich hoffe Sie geniren sich nicht im mindesten<s> einiges oder alles zu kassiren! Es freut mich unendlich so bald nach meinem Besuch wieder von Ihnen zu hören, verehrte Freundin! Möchte es ein gutes Omen für ein baldiges Wiedersehen sein; giebt es doch so wenig Beziehungen, die man jedesmal als eine Bereicherung der Existenz empfinden kann! Wie verbindet uns zu allem Vergangenen das Verständniß und das Interesse für Johannes. Es war mir so wohlthuend wie die uns umgebende, durch Ihre lieben Töchter im fremden Haus hervorgezauberte Harmonie, als hätten Sie Gott weiß wie lange es schon heimisch gewohnt. Ihnen und den lieben Ihrigen nochmals innigsten Dank, auch für Mariechen, die in ihrer Weise die zwei Tage auch recht genossen hat. Ich denke wir fahren nun in etwa 5–6 Tagen heimwärts; sieht es doch nicht allzu verlockend am Himmel aus.
In alter Ergebenheit
herzlichst der Ihrige
Joseph Joachim
d. 16ten
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