Herzliebe Frau!
Ich kann dieses Blatt nicht zu Ihnen abfliegen sehen ohne es durch herzliche Grüße zu beschweren. Daß mein Mann nicht zu Ihnen reist hat glaube ich neben jenen angeführten Gründen noch den: daß er sich ein derartiges Vergnügen nicht allein gönnt, so sehr gern ich auch für die kurze Zeit verzichtet hätte auf seine Umgebung Ihretwillen theuerste Frau. Aber um so sehnsüchtiger erwarten wir Sie nun hier u ich bitte Sie herzlich uns bald den Tag Ihres Kommens zu melden, damit wir ein ordentliches Zimmer erhaschen können; wie wir es Ihnen gern vorbereiten möchten werden wir es schwerlich finden, aber Sie sind ja gütig u werden fürlieb nehmen. Die Hitze war bisher hier furchtbar, aber der Morgen u Abend hatten uns immer wieder erquickt; heut hatte es köstlich geregnet, u es ist jetzt so wundervoll daß man sich nicht entschließen kann ins Zimmer zu gehen was man nach Tische doch gewöhnlich thut, nur um Nichts ein zu büßen von der Erquikkung auf die man sonst bis zu Abend warten müßte. Unter solchen Umständen haben Sie mit meinen Hyroglyphen sicher Nachsicht, der Wind läßt dem Blatt keine Ruh, u will mir immer das Wort abschneiden. Da aber auch Sie liebe Freundin nur dabei gewinnen können gebe ich nach, will nur noch einmal wiederholen wie herzlich ich mich Sie zu erwarten freue. Auf ein glückliches Wiedersehen denn, u ein baldiges!
Ihre Sie herzlich liebende
Sara Lazarus
NB. Darf ich Sie bitten Fr Prof Schaum meine herzlichen Grüße abzustatten u an ihr Versprechen zu mahnen.
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