Hochverehrte, theure Frau Schumann!
Letzten Sonntag sandte ich Ihnen die letzte Correktur vom Requiem f. Mignon, bestehend in Partitur Orchester- u Chorstimmen; ferner das Manuscript (Partitur) genannten Werkes. Heute kommt der Clavier-Auszug2 nachgehinkt, weil ich denselben auch erst am Sonntag Abend von Härtel’s erhalten habe, nachdem das Paket an Sie schon fort war.
Alle diese Stimmen habe ich sehr genau |2| durchgesehen u glaube kaum, dass noch falsche Noten drin zu finden sind. Wenn Sie den Clavier-Auszug durchsehen, achten Sie doch gefälligst auf eine Note ┌Seite 10 des neuen Clav.-Auszugs, erstes System, letzter Takt, Bass 1/2 Note f. ┐ in der Clavier-Begleitung, welche mit Blaustift von Brissler angemerkt ist u. entscheiden Sie, ob dieselbe bleiben soll oder nicht. Im ersten Clavierauszug fehlt diese Note u. ich konnte die Partitur nicht mehr zu Rathe ziehen, da sie schon nach Fkft. unterwegs war.
Da das Requiem nun <st> druckfertig ist, sollte der Herr Dr Brahms das Material noch einmal durch-|3|sehen u. Alles das anstreichen, was etwa zu bessern wäre. Mir könnten etwaige Einwendungen von seiner Seite <>für die Peri u. Anderes<> von großem Nutzen sein, weshalb ich sehr gern Kenntniss davon nähme. Härtels drängen natürlich sehr mit dem Requiem, da sie es noch vor December herausgeben möchten; vielleicht beschleunigt Hr. Dr Brahms die letzte Revision. – Unser erstes Concert ist gut verlaufen, Frl. Spies aus Wiesbaden hat hübsch gesungen, freilich noch hübscher ist Ihre Stimme. Sie sang ein ziemlich |4| langweiliges Schubert’sches Lied: „Schillers Sehnsucht[“]; sie sagte Stockhausen schwärmte dafür! – Nächsten Sonntag ist das 2te Concert mit Stockhausen, Figaro-Arie (vermuthlich „Der Process schon gewonnen?[“]) u Liederkreis v. Beethoven; ferner Es-dur Sinf. v. Schumann, Frau Aventiure-Ouv. v. Holstein u Faniska v. Cherubini. Augenblicklich gastirt u begeistert hier Vogl aus München. Letzten Sonntag Zauberflöte, er als Tamino.
Das [sic] die Partitur zu Manfred nicht kommt ist mir unbegreiflich; <Hr. Pohl wird sie doch nicht veräußert haben?>
Ein Basler Herr hat <s>Sie im ersten Museums-Concert spielen gehört u war natürlich entzückt. Herzliche Grüße an Sie Alle von uns!
Ihr Sie hochverehrender
Alfred Volkland
Basel d. 26.10.80.
|