Krummhübel S. K. 10t Juni 1891
Geliebte Frau Schumann,
Schon war ich im Begriff Ihnen für Ihren guten, lieben Brief, den ich vor einigen Tagen erhielt, zu danken, – da kommt heut die Trauerbotschaft vom Ende des armen Ferdinand u ich bin tief ergriffen im Rückblick auf die große Summe von Leid die in jeder Richtung sein kurzes Leben verursacht hat. Dabei thut mir am Wehesten was Sie gelitten haben u jetzt noch durchmachen u ohne anderen Trost, als dß es eben in der Macht keiner Mutter steht das Leben ihres Kindes zu ebnen u zu einem glücklichen zu machen – das Schicksal geht seinen Weg! Gethan worden ist ja Alles, um dem armen Ferdinand sein Unglück zu erleichtern u doch hatte er kein Glück mehr zu erwarten – so war sein Ende ja eine Erlösung u man darf sich nicht quälen mit dem Gedanken dß Alles hätte anders kommen können wenn – u wenn – es hat eben Alles dazu beigetragen sein Leben zu einem unglücklichen zu machen. Der Arme! ich denke mit inniger Wehmut an ihn u hatte noch, als wir in Teplitz zusammen waren, so sehr den Eindruck welch lieber Mensch es war – u wenn ich in seine Augen sah, so waren es die Ihren u ich hatte ihn herzlich lieb! Möge er sanft ausruhen von allem Misgeschick – es war ja unverschuldet, Niemand kann ihm zürnen! Wie gut daß Ihr Herr Schwiegersohn Marien begleiten konnte u nun den beiden Frauen beisteht in den schweren Tagen! Für Sie ist aber doch ein Theil der Sorgen abgeschlossen u Manches wird leichter sein – der arme Ferdinand quält sich nicht mehr, keine Badereisen, von denen man doch Nichts mehr erhoffen konnte – ein Zagen ergriff mich als ich in Ihrem Brief las daß Sie doch wieder an solche dachten! Nun haben Sie auch freie Bestimmung über die Kinder – möchten Ihnen diese nun noch Freude bringen – ich hoffe es gewiß. Nach Ihrem letzten Brief empfand ich wieder einmal doppelt den Schmerz von Ihnen so unwiderruflich getrennt zu sein – ich hätte so gern Ihnen Manches sagen mögen, der Gedanke an Ihre Gesundheit beunruhigt mich recht! Aber, nicht wahr, Sie thun was Sie können Sich zu schonen? und bannen Sie das Grübeln u Grämen wie es nur irgend geht – es hilft doch Nichts!
Nun will ich noch ein Wort an Eugenie schreiben u sagen Ihnen ein inniges Lebewohl – was Sie jetzt denken? empfinden, das weiß ich so genau als hätten Sie es mir selbst gesagt!
In treuer Liebe Ihre alte Elisabeth.
Ich schreibe bald einmal wieder.
|