Sr. Wohlgeboren
Herrn W. Taubert,
berühmter Tonkünstler und Componist
in
Berlin
Johannisstr. 3.a.
Ew. Wohlgeboren,
erlauben mir Ihnen, da es mir jetzt leider nicht mündlich vergönnt ist, schriftlich zu danken - Sie haben mir viel Freude gemacht durch Ihr freundliches Gedenken, das mir so unverhofft kam.
Ich werde Ihre schöne Composition recht oft in Paris spielen, wo ich im Januar hinzugehen gedenke, nächsten Winter komme ich dann vielleicht nach Berlin, dem Componisten die Glöcknerin vorzustellen, und ob Er mit ihr zufrieden. - Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung - möchte sie doch recht bald erfolgen! -
Sie werden durch Madam Voigt erfahren haben, welch reges Musiktreiben jetzt hier herrscht, - auch bei Ihnen in Berlin ist das wohl jetzt der Fall? - das Benehmen der Novello hat uns Alle in Erstaunen versetzt; schon in Wien zeigte sie sehr viel Anmaßung, was um so mehr befremdete, als sie, nach der Meinung des Publikums, noch sehr viel zu lernen hat. Kürzlich war ich in Dresden und hörte dort Fräulein von Dietz, die jetzt wohl in Berlin ist? Sie nennt sich eine Anhängerin der alten Schule und läßt sich als Solche in allen Blättern preisen. Auf die neue Schule blickt sie mit Stolz herab. Sie spielt nur von Hummel und Kalkbrenner, und das mittelmäßig und tactlos - letzteres, meinte sie, sey in Paris Mode.
Wie mir Madam Vogt gesagt, werden Sie sie diesen Winter besuchen, worauf sie sich sehr freut.
Nehmen Sie nochmals meinen herzlichsten Dnak und empfehlen mich Ihrer Frau Gemahlin unbekannter Weise.
Die Eltern lassen schönstens grüßen.
Mit aufrichtiger Verehrung
Ihre
ergebene
Clara Wieck.
Leipzig d. 8/12 1838.
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