Baden den 21 Septb. 1871.
Lieber Joachim,
Ich muß mich heute zum Dictiren an Sie entschließen, Fürerst Ihnen zu danken für Ihren freundlichen Geburtstagsgruß, dann eine Frage an Sie zu stellen, um deren sehr baldige Antwort, und sind es auch nur wenig Worte, ich weiß ja, wie Sie beschäftigt sind, ich Sie bitte. Ich möchte nämlich wisssen, ob Sie die Erlaubniß geben würden, wenn Ihre liebe Frau Lust dazu hätte, daß wir zusammen in Hamburg, <d> Leipzig, Dresden etc. einige Concerte gäben? Ueber den Zeitpunkt bin ich noch nicht ganz entschlossen, dachte aber vor Weihnachten, wenn es sich mit Wien gut einrichten läßt. Ich wüßte nun auch gern, ob es für Ihre Frau einerlei ist, ob vor oder nach Weihnachten? Sie wissen jedenfalls durch Chappell, daß er mir dieses Jahr kein Engagement geboten – ich hoere, er habe Mad. Szarvady engagirt –, und auf mein eignes Risico hinzugehen, das möchte ich mir doch noch sehr überlegen, obgleich Burnands, welche jetzt hier sind, mir sehr zureden. Gehe ich nun nicht nach England, so würde ich wahrscheinlich zu der Zeit nach Wien gehen. Und noch eine Frage: Würde sich Ihre Frau auch zu zwei Concerten mit mir in Berlin entschließen? dann käme ich auch dorthin, sonst nicht. Bitte, lieber Joachim, lassen Sie mich nicht lange auf Antwort warten, weil es höchste Zeit ist, daß ich meine Arrangements mache.
Mit herzlichsten Grüßen an Sie Alle
Ihre
alt ergeb
Clara Schumann.
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