Frkft a/m d 12t Febr 86
Liebe Freundin
wie innig beklage ich, daß Sie wieder einen schweren Verlust erlitten haben – es ist schrecklich wenn einem so ein theures Wesen nach dem andren stirbt!
Gott sei Dank fällt doch aber auch Freudiges für Sie in die Waagschale und das ist ein rechtes Glück; gebe nur der Himmel, daß in London alles glücklich abgeht. – Am Ende |3| reisen wir doch noch zusammen hinüber, denn, seitdem ich wieder wohler bin, wächst mir wieder der Muth, und ich gebe England doch noch nicht ganz auf. – Wenn wir dahin gehen so würde dies etwa 12ten März sein. – Würde das mit Ihren Plänen stimmen? Wie sehr würden wir uns der lieben Reisegefährtin erfreuen.
Von Antonie hatte ich neulich einen lieben u. so glücklichen Brief, daß er wirklich herzerquickend war zu lesen, u. Hausmann erzählte uns auch von Antoniens reizender Häuslichkeit.
|5| Sehr schade ist es, daß, wenn wir nach England gehen, es gerade in die Katastrophe fallen wird. Ich spiele nächste Woche hier im Museum, u. will die Entscheidung wegen England davon abhängen lassen, wie mir die Anstrengung bekommt. –
Leben Sie wohl, liebe Freundin, möchte man Ihnen doch über das Schwere, was Ihnen jetzt wieder auferlegt ist, hinweghelfen können, aber, wir armen Menschenkinder können ja nichts |7| als theilnehmen, und das [sic] ich dies von Herzen thue, wissen Sie. –
Sehr erfreut bin ich, daß Ihnen die Jugendbriefe so zusagen; das ist mir der schönste Lohn für die nicht leichte Arbeit, daß sie so Vielen Freude machen.
Marie u Eug. grüßen mit mir,
Ihrer getreuen
Clara Schumann.
Dem lieben Manne das Herzlichste!
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