Briefe
ID: | 22384 | ||||
Geschrieben am: | Freitag 16.12.1831 |
Aufgefordert vom Vater der jungen Virtuosin Clara Wieck schreibe ich gerne in folgenden Zeilen mein Anerkenntniß ihres außerordentlichen Talentes nieder. Wenn es auch in neuerer Zeit keine ganz seltene Erscheinung ist, daß ein Kind ihres Alters bereits eine ausgezeichnete mechanische Fertigkeit auf dem Pianoforte erworben hat, so ist es doch wahrscheinlich noch nicht dagewesen, daß damit, wie bei ihr, ein so gediegener Vortrag, die richtige Accentuation, größte Deutlichkeit sowie die feinsten Schattirungen des Anschlags in sich vereinigt, verbunden gewesen wäre. Auch ist ihre Fertigkeit von der Art, daß sie das Schwerste, was für das Instrument geschrieben ist, mit einer Sicherheit und Leichtigkeit überwindet, wie man dies nur bei den größten lebenden Virtuosen antrifft. Daß ferner das, wodurch sich ihr Spiel vor dem der gewöhnlichen frühreifen Virtuosen auszeichnet, nicht bloß Ergebniß einer strengen und musterhaften Schule ist, sondern auch aus ihrem Innern hervorgeht, dafür geben ihre Compositionsversuche Zeugniß, die daher auch, wie die junge Virtuosin selbst, zu den höchst merkwürdigen Erscheinungen im Gebiete der Kunst gehören. |
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Absender: | Spohr, Louis (1521) | ||||
Absendeort: | Kassel | ||||
Empfänger: | Wieck, Clara, verh. Schumann, Clara (3152) | ||||
Empfangsort: | Kassel | ||||
Schumann-Briefedition: | Serie: II / Band: 26 Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Süddeutschland / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka, Thomas Synofzik, Eva Katharina Klein und Michael Beiche / Verlag Christoph Dohr Köln / Erschienen: 2024 ISBN: 978-3-86846-051-3 1069f. | ||||
Standort/Quelle:*) | Unbekannt | ||||
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla |
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