Liebe Clara.
Zunächst sage ich: daß ich zufällig mit Hanslick u. andern derlei Leuten zusammen war, aber Niemand den Namen Deines Wiener Schriftstellers kannte! Spare also dies mal Deine Rücksicht u. – schweige, wie ich in solchem Fall. (Ich weiß zwar nicht, worum es sich eigentlich handelt!?)
Ich wollte versuchen Dir einiges |3| zu plaudern von Menzel dem großen Künstler (wohl dem größten unsrer Zeit) u. dem prächtigen Menschen, da fällt mir ein, daß es einfacher ist Dir beifolgendes Heft zu schicken. Magst Du es durchblättern, so erzählt es doch mehr als ein Brief es kann. Mir ist ein besonderes Plaisir daß er der einzige unsrer berühmten Männer ist, der in den bescheidensten bürgerlichen Verhältnißen lebt.
|2| Seine Zimmer sind nicht halb so groß u. hoch wie die Deinen u. ein so übereinfaches Atelier hast Du noch nicht gesehen. Die Lebenslust u. kraft des 80jährigen kleinen Mannes würde Dich gewiß amüsiren. Wenn ich in Berlin bin, kommt er immer gegen Mitternacht in das Wirthshaus oder wo ich sonst bin – Joachim u. A. möchten gern gehen!
In Leipzig war es sehr hübsch. Nikisch ist ein ungemein begabter Dirigent. Bei Sachen |4| für die er sich begeistert (wozu m. Sinfonien gehören) macht er seine Sache vortrefflich. Neulich die 4te, man kann sie nicht besser hören!
Recht herzlich hoffe u. glaube ich auch daß es mit Sommerhoff immer besser u. schließlich gut gehe. Möge nur die ängstliche Zeit recht bald vorüber sein.
Grüße Elise u. Deinen lebendigen u. jetzt hoffentlich doppelt vergnügten Schutzgeist bestens
von Deinem
Johannes.
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