23.01.2024

Briefe



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ID: 23130
Geschrieben am: Mittwoch 21.10.1868
 

Oct. 68.
Ich brauchte eine recht ruhige Stunde, theuerste Clara, um Dir für Deinen Brief meinen Dank so recht von Herzen aussagen zu können.
Da ich Diese nicht fand so soll er jetzt wenigstens in meinem gewöhnlichen Brief-Tempo angelaufen kommen.
Es ist so Vieles wahr in Deinem Brief – oder Alles, <dß> das muß ich reuig, betrübt sagen; aber recht vergnügt u. ganz gerührt muß ich dann sehen wie gut er ist, ganz so gut wie ihn <e> nur eine so engelsgute Seele wie Du schreiben kann. Habe also tausend Dank; soll ich |2| es mehr glauben oder darf ich nur hoffen, Deine Güte möge nicht wieder Nachsicht gegen mich sein müßen!
Es ist eine tolle Polyphonie im Leben u. manchmal kann doch eine so gute Frau wie Du eine herrlich sanfte Auflösung fertig bringen.
M. Koffer ist angekommen u. mit ihm Vieles mir Liebe. Ich muß an Allgeyer schreiben um Weiteres.
Von m. Winter weiß ich noch wenig. Am 11ten Nov. habe ich hier mit Stockhausen Concert, vorher in Kiel. Paßt es irgend, da möchte ich nach Oldenburg u. Bremen kommen wenn Du da bist.
Hier wird m. Requiem Ostern gemacht, |3| in Basel weiß nicht wann, in Wien dito u. hier (in Wien) möchte ich den Rinaldo daran kriegen.
Das mag <a[?]> nun wohl ziemlich einerlei sein wann dieser herauskommt, jedenfalls aber wäre er vor dem Requiem nicht so praktisch zu verkaufen gewesen, jetzt bringt er 100 L. ein. Uebrigens ist er recht propre geputzt u. kriegt durch das große brillante Finale ein besseres Gesicht.
Hast Du die 2 Cl.-Var. gefunden u. könnten wir sie nicht in Wien spielen? Ich muß jedenfalls hin u. gehe gern im Nov.
In Oldenburg wird Dir dann eine Sinfonie von Dietrich vorgespielt werden. Da brauche lieber etwas mehr Sanftmuth als Aufrichtigkeit!
|4| Hier ist Alles wie gewöhnlich, Morgen wird’s so bei Friedchen Wagner sein.
Kirchners Hochzeit soll am 15ten Oct. gewesen sein, wie mir seine Erwählte einige Tage zuvor schrieb.
Mich plagen Correkturen u. Revisionen gehörig, außerdem übe ich Clavier.
Frl. Glückselig hat 2 mal bei mir gespielt, dann hat sie der Arzt (jetzt noch) nach Thüringen geschickt. Derweile versuchts Frl. Martin.
Für Heute Addio, Herzlich hoffe ich Dich in Bremen zu sehen u. bin u. bleibe allezeit
Ganz Dein
Johannes.

  Absender: Brahms, Johannes (246)
  Absendeort: Hamburg
  Empfänger: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort: Düsseldorf
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
1124-1127

  Standort/Quelle:*) D-B: Mus. Nachl. K. Schumann 7, 146
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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